Die Erwartungshaltung der betroffenen Bürgermeister war im Vorfeld klar: „Wir brauchen finanzielle Unterstützung“, sagt Thomas Suitner. Er ist Gemeindechef der nahe Innsbruck gelegenen Olympia-Gemeinde Axams, die eines dieser vom Aus bedrohten Schwimmbäder betreibt.
"Wenn das Land uns nicht hilft, machen wir das Hallenbad im Winter nicht mehr auf", lautet seine klare Ansage. Für ihn steht fest: "Eine Standortgemeinde alleine kann so ein Bad nicht mehr finanzieren."
Das ist der schwarz-roten Landesregierung offenkundig bewusst. Als übergeordnetes Ziel gab Mattle bei einer Pressekonferenz im Landhaus aus: „Jedes Kind in Tirol soll schwimmen lernen.“ Dazu brauche es „eine Grundversorgung von ganzjährigen Badeeinrichtungen.“
Als finanzieller Rettungsring für kriselnde Hallenbäder und zum Bau erforderlicher neuer wird ein „Bäderfonds“ eingerichtet. Bis einschließlich 2029 will das Land diesen mit jährlich 10 Millionen Euro speisen, der Gemeindeverband und der Tourismus sollen je 2,5 Millionen Euro beisteuern. Macht in Summe 75 Millionen Euro in fünf Jahren.
„Weiße Flecken“
Wenn Wohnbevölkerung und vor allem Schulkinder für den Schwimmunterricht in einer Fahrzeit von etwa 20 Minuten Zugang zu Wasserflächen haben sollen, dann ist die Versorgung in Tirol schon jetzt unzureichend, wie Martin Mayerhofer, Autor der Bäderstudie, aufzeigt.
Er ortet noch „weiße Flecken“ im Tiroler Oberland rund um die Bezirkshauptstadt Imst sowie im Unterland rund um Wörgl, wo die Gemeinde erst vor zwei Jahren ein Hallenbad dichtgemacht hat, aber offen für einen Neubau wäre.
„Wir wissen, wir haben da und dort noch Bedarf an zusätzlichen Schwimmbädern“, stellt der Landeshauptmann klar.
Bäder aus den 1970ern
Das Schwimmbad Axams steht als Beitrag zur Versorgung des Großraums Innsbruck ebenfalls oben auf der Prioritätenliste. Das hat, wie so viele Bäder in Tirol fünf Jahrzehnte am Buckel. 1974 im Vorfeld der Olympischen Winterspiele eröffnet, bei denen der Ort Austragungsort war, hilft hier nur noch ein Neubau.
Bürgermeister Suitner rechnet mit Investitionskosten von 30 Millionen Euro. „Das schaffen wir nicht“, sagt er. Für Gemeinden seien schon die jährlichen Abgänge von bis zu 500.000 Euro für den laufenden Betrieb zu stemmen.
Inklusive Tilgung müsste man dann nämlich mit 1,5 Millionen Euro jährlich an Kosten kalkulieren. "Eine Gemeinde alleine geht da baden. Das Wasser steht uns bis zum Hals", umschreibt der Bürgermeister die Lage.
Reicht das Geld?
„75 Millionen Euro sind viel Geld“, sagt der Landeshauptmann zu der Frage, ob der Bäderfonds ausreichend dotiert ist. Das Geld vom Land – frisches, wie versichert wird – soll in Investitionen für die Infrastruktur fließen.
Die Gelder von Gemeindeverband und Tourismus wiederum seien Unterstützung für den laufenden Betrieb. Sie werden für aktiv genutzte Wasserflächen bereitgestellt.
Die Förderrichtlinien soll nun ein eigener Beirat unter Führung von Sportlandesrat Dornauer erarbeiten. Er und Mattle betonen unisono: „Es wird kein Bad geschlossen.“ Zumindest nicht „spontan“, wie es heißt. Bei einigen kleineren Bädern in der Peripherie müsse bei künftig anstehenden großen Investitionen aber sehr wohl genau hingeschaut werden, sagt Mattle sinngemäß.
100.000 Eintritte pro Jahr
Was den Neubau der erforderlichen „Regionalbäder“ betrifft, sieht Dornauer in Wörgl und Axams konkretes Interesse von Standortgemeinden. Im Oberland aber hat noch keine Gemeinde aufgezeigt. Als Zielgröße für derartige Bäder nennt Studienautor Mayerhofer mindestens 100.000 Eintritte pro Jahr.
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