Schließungswelle in Tiroler Bädern trifft Landesregierung

Opposition drängt auf Rettungspakete zum Erhalt von Schwimmflächen. Allein heuer wurde für fünf Bäder das Aus verkündet.

Wo es Schwimmbäder gibt, sind sie eine Selbstverständlichkeit der kommunalen Infrastruktur. Bis sie zusperren müssen. Dann gehen die Wogen hoch. Das war auch am Mittwoch im Tiroler Landtag der Fall, in dem die Grünen das „Schwimmbadsterben“ zum Thema der Aktuellen Stunde auserkoren hatten.

Die Debatte verlief von emotional bis aktionistisch. Von Markus Sint, Klubobmann der Liste Fritz, bekam SPÖ-Sportlandesrat Georg Dornauer Schwimmflügel geschenkt. Für ÖVP-Landeshauptmann und Finanzreferenten Anton Mattle gab es einen verschnürten Pack Papier mit bereits über 11.000 Unterschriften unter einer Online-Petition, die fordert: „Keine Schließung der Tiroler Hallenbäder.“

Hiobsbotschaften

Für eine ganze Reihe dieser Einrichtungen kommt der Aufschrei wohl zu spät. Allein im Laufe des heurigen Jahres wurden die Hallenbäder in St. Ulrich am Pillersee (Bezirk Kitzbühel), Ehrwald im Außerfern, Neustift im Stubaital dichtgemacht.

Besonders symbolträchtig für das „Sportland“ Tirol sind zwei Hiobsbotschaften aus dem Herbst. Ausgerechnet in zwei Olympia-Orte, in denen im Zuge der Winterspiele 1976 jeweils ein Schwimmbad eröffnet wurde, machen diese dicht.

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In Axams – einst Schauplatz der Skirennen – wurde vor dem Winterbetrieb die Reißleine gezogen, in Seefeld – Austragungsort der nordischen Bewerbe – ist nach diesem Winter Schluss.

„Das werden die Leute nicht vergessen“, war sich Petra Wohlfahrtstätter gewiss. In dem Land mit den höchsten Lebenshaltungskosten und „dafür Transit und Urlauberstau am Wochenende“ werde den Menschen immer erzählt: „Ihr habt was von der touristischen Infrastruktur.“

Das träfe in hohem Maß auf die Bäder zu. „Das ist ein gesundes, erholsames und vor allem leistbares Freizeitvergnügen.“ Die Grünen erneuerten ihre Forderung nach einem „Schwimmbad-Euro“.

Kostenspirale

Innerhalb der Regionen sollen dabei Gemeinden ohne Bad jene Gemeinden, die eines betreiben, finanziell unterstützen. In der Problemanalyse waren sich Oppositions- wie Regierungsparteien einig: Viele Bäder stammen aus den 1970er-Jahren, notwendige Sanierungen sind für viele Gemeinden ebenso wenig leistbar, wie die Abgänge aus dem laufenden Betrieb, die durch die hohen Energiekosten geradezu explodiert sind.

„Es gibt immer weniger Standorte, wo Kinder schwimmen lernen können“, befand die ehemalige Schuldirektorin Birgit Obermüller von den Neos, die vor einer „Generation Dornauer“an Nichtschwimmern warnte, weil der „seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.“

Der Sportlandesrat versicherte: „Wir bekennen uns zu diesen Einrichtungen“. Man werde alles daran setzen, die finanziellen Mittel zu investieren. Die sollen von Land, Gemeinden und Tourismus kommen. Grundlage soll eine Bäderstudie liefern, deren Beauftragung sich aber verzögert hat, wie Dornauer eingestand.

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