Aufräumen am Arlberg: "Die Dimensionen sind gewaltig"

Aufräumen am Arlberg: "Die Dimensionen sind gewaltig"
Nach dem Murenunglück in St. Anton müssen bis zu 60.000 Kubikmeter Gestein abtransportiert werden. Arlbergpass zeitweise wieder befahrbar.

Teile von St. Anton am Arlberg schauen nach der Murenkatastrophe am Freitagabend immer noch aus wie eine große Schotterdeponie mitten im Ortsgebiet. Eine Gewitterzelle in den Bergen oberhalb des bekannten Skidorfs hat den Steißbach innerhalb kürzester Zeit massiv anschwellen lassen.

Eine regelrechte Sturzflut aus Wasser und mittransportiertem Geröll hat sich dadurch in den Ort ergossen und enorme Schäden verursacht, die vorerst noch nicht beziffert werden können. "Wir sind immer noch im Großeinsatz", sagt Bürgermeister Helmut Mall zum KURIER.

Am Wochenende waren rund 350 Helfer praktisch rund um die Uhr im Einsatz. "Wir haben nach wie vor etwa 40 Lkw und 30 Bagger im Einsatz", so der Ortschef, für den es nicht die erste derartige Katastrophe ist, die er miterlebt. Nur zu gut kann er sich erinnern, was der Steißbach 1999 und beim großen Hochwasser 2005 angerichtet hat.

Schutzbauten nicht ausreichend

"Aber die jetzige Dimension ist gewaltig. So etwas habe ich noch nie miterlebt", so Mall. Nach 2005 seien riesige Auffangbecken errichtet worden, die aber übergegangen sind. "Ohne die wäre es noch viel schlimmer gekommen", ist der Bürgermeister überzeugt.

Er schätzt, dass in Summe zwischen 40.000 und 60.000 Kubikmeter Gestein abtransportiert werden müssen. Das volle Augenmerk liegt auf dem Ausräumen der Geschiebebecken, damit diese im Falle neuer Unwetter wieder ihre Funktion erfüllen können.

Nach wie vor müssten aber auch Keller von überfluteten Häusern ausgepumpt werden. Was die öffentliche Infrastruktur betrifft, seien vor allem Straßen und Nahbereiche "ziemlich zerstört". Die Fahrbahn im Bereich der Mure wurde Freitagabend zu einem reißenden Bach, Autos von den Wassermassen mitgespült. Verletzt wurde niemand.

Nach vorne schauen

Mall übt sich in Optimismus und meint: "Das ist nicht die erste Katastrophe, die wir erlebt haben. Wir räumen das wieder auf."

Aufräumen am Arlberg: "Die Dimensionen sind gewaltig"

Eine Mure hat Freitagabend einen Teil der Straße über den Arlbergpass weggerissen.

Weiter oben in den Bergen am Montag der Arlbergpass, ebenfalls  nach einer riesigen Mure am Freitagabend, auf Vorarlberger Seite, gesperrt. 

In der Nacht befahrbar

Am frühen Nachmittag fiel die Entscheidung, dass die aufgrund einer Sanierungssperre des Arlbergtunnels wichtigste Straßenverbindung zwischen Tirol und Vorarlberg bis vorerst Freitag zumindest in den Nachtstunden befahrbar sein wird. Und zwar zwischen 20 und 7 Uhr. Untertags bleibt sie für weitere Aufräumarbeiten gesperrt. 

Auf Vorarlberger Seite wurde zuvor ein Provisorium an der Stelle errichtet, an der durch den Murenabgang ein Teil der Fahrspur auf einer Länge von 60 Metern weggerissen wurde, sagte Vorarlbergs Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) am Montag.

Die Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten hätten umgehend begonnen, noch am Samstagabend sei ein Provisorium errichtet und asphaltiert worden. Längerfristig plane man bereits den Wiederaufbau der Straße

Generell würden Gefahrenpotenziale an Straßen laufend überprüft, der betroffene Bereich habe bestens gewartete Durchlässe aufgewiesen. Es habe sich um ein extremes lokales Wetterereignis gehandelt, „und damit müssen wir immer umgehen“, sagte Gantner.

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