Demnach schätzten die Befragten die Kostensteigerungen falsch ein. Die Stromtarife stiegen durchschnittlich um 20 Prozent, doch die Steirerinnen und Steirer sprachen in der Umfrage von fast 80 Prozent. Ähnliches bei Sprit, der real um rund 30 Prozent teurer wurden, aber um fast 60 Prozent teurer eingestuft wurde. Oder Nahrungsmittel: Das reale Plus lag bei knapp 15 Prozent, wahrgenommen wird es doppelt so hoch.
Fast die Hälfte der Befragten gab an, sich deshalb um die finanzielle Situation zu sorgen und sich stark einschränken zu müssen – 45 Prozent gaben an, darüber wütend zu sein. Ein Drittel hat massive Existenzängste: Angst vor dem sozialen Abstieg, Verlust des gewohnten Lebensstils. 25 Prozent geben zu, sich hilflos zu fühlen. Als Ausweg sehen die Befragten großteils Einschränkung. 70 Prozent der Befragten versuchen, den Stromverbrauch zu reduzieren. Jeweils rund 60 Prozent greifen im Supermarkt zu billigeren Lebensmitteln und heizen weniger, knapp 50 Prozent sparen bei Restaurantbesuchen oder kostenpflichtigen Freizeitaktivitäten.
"Das macht etwas mit Menschen"
"Aber das Sparen macht etwas mit Menschen", warnt Nora Tödtling-Musenbichler, Direktorin der Caritas Steiermark. "Wenn man in einer kalten Wohnung leben muss, macht das krank. Wenn man sich keine gesunden Lebensmittel mehr leisten kann, dann macht das etwas mit dem Körper."
Für 2021 weist die Statistik 158.000 armutsgefährdete Menschen im Bundesland aus. Die sogenannte Armutsgefährdungsschwelle beträgt bei Ein-Personen-Haushalten 1.371 Euro Einkommen monatlich, österreichweit trifft das laut Armutskonferenz auf 17 Prozent der Menschen zu. Die Caritas befürchtet einen Anstieg, zumal man bereits im Vorjahr ein Drittel mehr Erstkontakte zählte.
Spendenbereitschaft hoch
Die diesjährige Caritas-Haussammlung steht deshalb unter dem Motto "Zusammen helfen", 2021 kamen im Rahmen der Aktion 630.000 Euro zusammen. Die Chancen auf eine zumindest gleich hohe Summe dürften gut stehen, denn eines zeigte die Erhebung auch: Trotz Teuerung und Zukunftssorgen bleiben die Menschen solidarisch mit jenen, denen es noch schlechter geht. 92 Prozent gaben an, Geld zu spenden, bei der Befragung 2021 waren es 82 Prozent.
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