1,3 Millionen Brote verteilt: „Es braucht uns mehr denn je“
87.600 Stunden war der VinziBus schon unterwegs, seit 1991 die ersten Runden in Graz gefahren wurden. Das sind 87.600 Stunden, die Freiwillige Abend für Abend leisten, um anderen Menschen ein bisschen zu helfen und auch sich selbst mehr Gutes dabei tun, als man glaubt. „Es bringt einen runter“, beschreibt Katrin, eine der vielen Ehrenamtlichen. „Wenn du dich tagsüber über Job, Familie oder meinetwegen ein paar Kilo zuviel ärgerst und am Abend dann aber siehst, wie sich ältere Frauen um einen heißen Tee anstellen, relativiert das dann vieles für dich selbst wieder.“
Gästebild hat sich gewandelt
Der VinziBus ist nun schon seit 30 Jahren unterwegs. Die Idee war anfangs, Obdachlose mit Brot und Tee zu versorgen. Doch das Bild der Gäste - so sehen die VinziWerke und ihre Helfer ihre Kundschaft - hat sich gewandelt: Mindestpensionisten, die sparen müssen sind ebenso unter ihnen wie Personen, die trotz Jobs gegen Ende des Monats einfach nicht mehr genug Geld haben, um ausreichend Lebensmittel zu kaufen. „In Zeiten wie diesen braucht es den VinziBus mehr denn je“, betont auch Amrita Böker, Koordinatorin der VinziWerke. Die VinziWerke entstanden 1990 durch eine Gruppe rund um Pfarrer Wolfgang Pucher, der Bus mit Brot und Tee war das erste Projekt, das sie umsetzten.
Drei Stopps an jedem Abend
1,3 Millionen Stück belegte Brote und rund 290.000 Liter heißer Früchtetee wurden seither verteilt. Jeden Abend fährt der Bus drei Stationen in Graz an, Augarten, Jakominiplatz und Hauptbahnhof. Die belegten Brote und der Tee werden von Klöstern zubereitet, zudem spendet auch die Bäckerei Martin Auer Brot sowie salziges oder süßes Kleingebäck. Bis zu 30 Gäste betreuen die Helfer pro Tour, die vor der Pandemie auch per Handschlag begrüßt wurden, wie Pfarrer Pucher betont: „Das ist ein Zeichen der Wertschätzung“.
Nach dem Grazer Vorbild entstanden sieben weitere VinziBusse in Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt sowie in Bozen, Odessa in der Ukraine, Antalya in der Türkei und Bratislava in der Slowakei. Die VinziWerke selbst haben seit 1990 zahlreiche weitere Hilfseinrichtungen in mehreren österreichischen Städten gegründet. Legendär ist das VinziDorf in Graz, der ersten Dauerherberge für obdachlose, oft auch alkoholkranke Männer, in der Alkohol nicht verboten wurde. Mittlerweile sind rund 900 Ehrenamtliche für die VinziWerke im Einsatz, sie versorgen pro Tag rund 1.450 Menschen mit Nahrungsmitteln und geben bis zu 450 Unterkunft.
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