Jenes von Peter etwa. Dabei wäre die Pension des 71-Jährigen gar nicht so schlecht, auf knapp 1.800 Euro kommt er, seine Frau samt Pflegegeld auf rund 1.700 Euro – doch die 24-Stunden-Pflege für die bettlägrige Frau kostet 2.700 Euro pro Monat. "Nach den Fixkosten für Wohnung, Heizung, Strom bleiben pro Monat 80 Euro übrig. Aber da haben wir noch nichts zu essen gehabt."
Um rund 14 Prozent sei der wöchentliche Einkauf von Nahrungsmitteln im Vergleich zum Vorjahr teurer, rechnet Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas, vor. Sie zeigt auf ein Einkaufswagerl: Mehl, Brot, Eier, Nudeln, Milch, Kartoffeln und Margarine aus einem Diskonter – das wenige kostet 10 Euro und 68 Cent. "Was kann man da weglassen, ohne zu hungern?", fragt Parr.
Angst vor dem Winter
68.000 Menschen kamen im Vorjahr in die Beratungsstellen der Caritas und baten um Unterstützung. Pro Tag wird allein in Graz eine Tonne an Lebensmitteln ausgegeben. "Wir schaffen 350 Familien pro Woche, mehr geht nicht", sagt Philipp Friesenbichler, Leiter des "Marienstüberls", wo täglich auch 200 Menschen eine warme Mahlzeit bekommen. "Mehr geht nicht." Denn auch die Lebensmittelspenden wurden weniger, das liege zum Teil an exakterer Logistik der Supermarktketten, die so ebenfalls sparen, vermutet man bei der Caritas.
85 Prozent der Klienten sind bereits armutsgefährdet, die Teuerungswelle, die Österreich erfasste, werde wohl noch mehr Menschen in finanzielle Bedrängnis bringen: 35 Prozent aller Haushalte können ihre Konsumausgaben nicht mehr durch ihr Einkommen decken, zitiert Präsident Landau aus einem Bericht des Fiskalrates, eines Gremiums aus Finanzexperten. "Armut und Gefährdung dringen bis in die Mitte der Gesellschaft", warnt Landau.
Die Caritas verzeichnete in den vergangenen Monaten um ein Drittel mehr Erstkontakte: Es kamen Menschen, die nie zuvor bei der Einrichtung vorstellig wurden. "Der Blick auf den Winter macht vielen Angst", umschreibt Generalsekträtin Parr.
Genug für fünf Monate
Reichen die Soforthilfen des Staates also nicht? "Eine legitime Frage", antwortet Parr. "Aber nein, sie reichen leider nicht." Am Beispiel Familie H., zwei Kinder, Hubert arbeitet als Friseur, Inge ist in Karenz: Inklusive Wohnbeihilfe verdienen sie rund 2.300 Euro monatlich. Die Zuschüsse – u. a. Antiteuerungsbonus, Energiekosten-Gutschein – betrugen 2.240 Euro. Monatlich hat die Familie also rund 186 Euro mehr zur Verfügung – vorerst: Denn die Kosten für Miete, Strom und Heizung stiegen derart, sodass die Zuschüsse in fünf Monaten aufgebraucht sind.
"Diese Menschen können nichts einsparen", so Parr. "Sie können Kino, Urlaub oder Restaurantbesuch nicht streichen, um zu sparen – das machen sie ja jetzt schon nicht." Es brauche also mehr als Einmal-Zahlungen, fordert die Caritas: Der Richtsatz der Ausgleichzulage müsse erhöht werden, sodass er über der Armutsgefährdungsschwelle liege. Zudem müssten die Einkommensgrenzen für Zuschüsse angehoben werden. "Auch unsere Forderung nach substanzieller Reform der Sozialhilfe bleibt aufrecht", bekräftigt Landau.
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