„50 Prozent haben keinen Polster gegen die Inflation“

„50 Prozent haben keinen Polster gegen die Inflation“
Arbeiterkammer sieht Abwärtsspirale: Teuerung, steigende Zinsen, keine Ersparnisse, teures Wohnen

Die Arbeiterkammer Wien hat ihren mittlerweile fünften Wohlstandsbericht vorgelegt und kommt zum ernüchternden Ergebnis: Armut und Armutsgefährdung nehmen aufgrund der Teuerungswelle stark zu. Vor dem Hintergrund der Rekordinflation und Energiekrise sowie der ungleichen Vermögensverteilung in Österreich spitze sich die soziale Frage zu, sagt AK-Direktorin Silvia Hruška-Frank.

Schließlich besitzen fünf Prozent Reiche stolze 55 Prozent des Gesamtvermögens, während sich 50 Prozent der Menschen drei Prozent Vermögen teilen müssen. Hruška-Frank: „Diese 50 Prozent haben keinen Polster gegen die Inflation.“ Wer sich jetzt obendrein verschulden müsse, weil er oder sie eben nicht auf Ersparnisse zurück greifen könne, sei noch dazu mit steigenden Zinsen konfrontiert.

Echte Herausforderung

Beispielsweise werde leistbares Wohnen damit zur echten Herausforderung. Schließlich sind die Mieten an die Inflation gekoppelt. Während manche Ökonomen immer wieder vor einer Lohn-Preis-Spirale warnen, wenn sich Lohnabschlüsse und steigende Preise gegenseitig aufschaukeln, so warnt die AK jetzt vor einer Miet-Preis-Spirale. Die Mieterhöhungen würden heuer 400 Millionen Euro ausmachen. Welche Kosten des Vermieters hier tatsächlich steigen würden, und welche Erhöhungen insofern wirklich gerechtfertigt sind, wäre zu hinterfragen.

Auch in anderen Lebensbereichen, vom steigenden Arbeitsdruck bis hin zur Umwelt, wo Österreich längst kein Musterschüler mehr sei, ortet die AK Rückschritt statt Fortschritt. Daran knüpfen diverse Forderungen an. Etwa die Besteuerung von Übergewinnen von Energiekonzernen, wie soeben auf EU-Ebene beschlossen. Damit könnte man in Österreich 1,5 Milliarden für den Ausbau der Erneuerbaren locker machen sowie weitere zwei Milliarden im Kampf gegen die Inflation, rechnet AK-Experte Tobias Schweitzer vor.

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