Doch zuerst noch einmal ein Überblick über die jüngsten Erkenntnisse.
Eine Terrorzelle mit drei Verdächtigen
Grundsätzlich werden der Terrorzelle derzeit drei junge Männer zugerechnet: Der erste, der aufflog, war Beran A. aus Ternitz in Niederösterreich. Er soll im Sommer des Vorjahres einen Anschlag auf das Konzert von Taylor Swift geplant haben.
Wie sich herausstellte, dürfte der Fall aber weit größere Dimensionen haben: So sollen die drei Männer bereits im März des Vorjahres Terroranschläge geplant haben. Beran A. flog dazu nach Dubai; dort dürfte er aber kalte Füße bekommen haben und unverrichteter Dinge nach Österreich zurückgekehrt sein.
Sein Freund Hasan E. wiederum reiste – mit einem Zwischenstopp in Istanbul – nach Saudi-Arabien. Dort soll er am 11. März 2024 fünf Menschen vor der Al-Haram-Moschee in Mekka niedergestochen haben, ein Mensch starb. Seitdem sitzt er in Saudi-Arabien in Haft.
Und dann gibt es noch einen dritten Verdächtigen, der offenbar in Istanbul zuschlagen hätte sollen. Über ihn ist derzeit aber noch nichts Näheres bekannt.
Drei Phasen von Anschlägen
„Was islamistische Terroranschläge betrifft, gab es drei Phasen“, erklärt der Soziologe Kenan Güngör.
So kam es von 2015 bis 2017 zu Anschlägen mit einer hohen Zahl an Opfern, für die eine komplexe Organisation nötig war. Beispiele seien etwa der Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo oder auf das Bataclan in Paris.
„Darauf folgte eine Phase des Rückgangs; teils weil der IS zurückgedrängt wurde, teils weil es bessere Kontrollen gab“, so Güngör.
Darauf wiederum folgten Anschläge eines neuen Typs: Einzeltäter, die nicht so komplex vorplanten, sondern mit einem Auto oder einem Messer Menschen attackierten.
"Weder amateurhaft, noch professionell"
„Diese Zelle, die sich da in Ternitz gebildet hat, dürfte dazwischen liegen: Die mutmaßlichen Täter waren weder ganz amateurhaft, noch ganz professionell“, erklärt Güngör. „Die Gleichzeitigkeit der Anschläge hätte eine hohe Breitenwirkung gehabt.“
Aus europäischer Sicht vergesse man immer wieder, dass es die meisten Opfer muslimischer Anschläge in muslimischen Ländern gebe.
Warum gibt es die meisten Terror-Opfer in muslimischen Ländern?
„Weil zum Beispiel der IS sagt, dass nur ihre radikale Auslegung des Koran die richtige ist, und alle anderen Ungläubige sind“, erklärt der Soziologe. Tatsächlich gebe es innerhalb des Islams viele verschiedene Strömungen. „Dubai etwa wird oft eine zu große Nähe zur westlichen Welt vorgeworfen, Saudi-Arabien seine Nähe zu den USA. Sie werden als Verräter des Islam gesehen – für Fundamentalisten sind das Abtrünnige.“
Das Messer als Waffe
Laut dem Soziologen sei auch erklärbar, warum derartige Attentate vergleichsweise oft mit Messern stattfinden: "Einerseits haben die Täter oft keinen Zugang zu Waffen. Außerdem hat das Messer beziehungsweise das Schwert einen hohen Symbolcharakter: Es symbolisiert eine archaische Form von Männlichkeit und ist auch religiös konnotiert."
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