Terrorprozess gegen ehemaligen IS-Teenager Lorenz K.: So wurde er entlarvt

Vermummte Justizwachebeamte und Angeklagter
Er postete Bilder aus der Zelle. Bei den Ermittlungen traf er auf einen alten Bekannten.

"Man sieht sich immer zwei Mal im Leben", lautet ein altes Sprichwort. Im Fall des mittlerweile 25-jährigen Lorenz K. muss man dieses Sprichwort etwas modifizieren. Es müsste heißen: Man liest sich immer zwei Mal.

Am zweiten Verhandlungstag gegen den mittlerweile erwachsen gewordenen IS-Anhänger (erneut wird er mit Handfesseln, Bauchgurt und Fußfesseln vorgeführt) im Landesgericht für Strafsachen in Wien kommt ein Verfassungsschützer zu Wort. Und er schildert, dass es purer Zufall war, dass Lorenz K. erneut als mutmaßlicher Terroranhänger ausgeforscht werden konnte.

Vor vier Jahren tauchte auf Instagram ein neues Profil auf, das internationalen Ermittlern Kopfzerbrechen bereitete. Darauf wurden einschlägige IS-Inhalte geteilt. Europol informierte die österreichischen Behörden. Doch die Ausforschung gestaltete sich schwierig.

"Diverse Behörden aus dem Ausland haben auch ermittelt, weil das Profil ausgestrahlt hat", schildert der DSN-Beamte im Zeugenstand. Bedeutet: Es fand international Zustimmung. 

Die Person dahinter hielt sich bedeckt. Doch sie machte Fehler. So wurde etwa ein Bild aus einer Zelle gepostet. Zu sehen war auch ein markanter Brandfleck. Doch das reichte nicht, um die Suche zu erleichtern.

Bei der Auswertung von Chats allerdings kam man der Sache näher. "Ich selbst war bei der Handyauswertung von Lorenz K. im Jahr 2017 beteiligt", schildert der Verfassungsschützer. Damals wollte der Angeklagte einen 13-jährigen Deutschen dazu anstiften, eine selbstgebaute Bombe am Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen in die Höhe gehen zu lassen. Es passierte nur deshalb nichts, weil die Zündung der Bombe scheiterte. "Damals habe ich ein Gefühl dafür bekommen, wie er schreibt", erzählt der Mann.

Zelle durchsucht

Und die Erinnerung ist geblieben. Bei Durchschau der neuen Chats entdeckte er Ähnlichkeiten, die erneut auf Lorenz K. deuteten. "Schlussendlich war es ein Glückstreffer", beschreibt er. Bei der folgenden Hausdurchsuchung in der Justizanstalt Karlau (Lorenz K. sitzt eine neunjährige Haftstrafe ab, Anm.), wurde ein Handy gefunden.

Justizwachebeamte wiesen die Ermittler zudem auf einen ehemaligen Zellengenossen hin. Auch bei ihm fand sich ein Handy. Der Mann sitzt nun neben Lorenz K. auf der Anklagebank.

Anleitung zum Bau einer Bombe

Es zeigte sich weiters, dass Lorenz K. in der Karlau auch näheren Kontakt mit einem 41-Jährigen gehabt haben soll, den das Landesgericht Krems wegen versuchter Bestimmung zu Mordanschlägen im Namen der Hamas zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt hatte. K. soll ihm  eine Anleitung zum Bombenbasteln übermittelt und diesen in einer Audio-Unterhaltung über einen Messengerdienst ersucht haben, einen Mann zu einem Treueschwur auf den IS zu bringen. Gegen den Hamas-Terroristen wird von der Staatsanwaltschaft Graz separat ermittelt.

Prozess auf Juli vertagt


Ausschließlich bezogen auf die aktuelle Verhandlung wurde der 41-Jährige am Montag im Wege einer Videokonferenz als Zeuge vernommen. Diese Befragung verlief wenig ergiebig. Zuerst tat der Zeuge so, als wüsste er nicht, was mit dem Begriff "Baya" (Treueschwur, Anm.) gemeint ist. Dann behauptete er: "Es gab eine Frau, die auf Lorenz gestanden ist, die mit Lorenz etwas hatte. Sie hat mich angeschrieben, damit ich die Nummer weitergebe.“

Die Verhandlung musste vertagt werden, da ein vormaliger Chat-Partner von Lorenz K. seiner Zeugenladung nicht nachkam. Er ließ in der Vorwoche die Richterin telefonisch wissen, er wolle "mit diesen Männern" nichts mehr zu tun haben".  Danach ging der in Deutschland aufhältige Mann auf Tauchstation.

Da seine Aussage wesentlich für das Verfahren ist, bestand der Verteidiger auf seiner Einvernahme. Nun soll versucht werden, den Mann bis zum nächsten Termin  - 31. Juli - stellig zu machen.

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