Dieter Scholz, Hamburger Professor für Flugzeugbau und ehemaliger Airbus-Ingenieur, meint, dass wesentliche Details und technische Probleme von der SUB ignoriert werden. "Nicht entschuldbar ist etwa das Verschweigen, warum der Rauch überhaupt in die Kabine kam", sagt der Experte. "Denn die ersten Befunde durch die SUB zeigen eindeutig, dass Rauch in den Innenbereich gekommen ist, weil weltweit ein falsches System für die Klimaanlage eingesetzt wird. Dieser Umstand ist für Hersteller und Airlines so gravierend, dass alles getan werden muss, um bei Vorfällten wie bei LX1885, von dieser höchst problematischen Konstellation abzulenken."
Denn, was Fluggästen kaum bekannt ist: Die Luft für den Innenraum wird bei praktisch allen Flugzeugtypen (außer dem Dreamliner von Boeing) über das Triebwerk aufgenommen, verdichtet und strömt dann ungefiltert in die Kabine. Befindet sich im Triebwerkverdichter Öl - wie in diesem Fall - dann gelangt auch das verdampfte, giftige Öl in die Kabine, erklärt Scholz.
Doch Untersuchungsstellen weltweit scheuen sich, die genauen Ursachen dafür herauszufinden. Und das obwohl diese "Fume Events" (Rauchgasereignisse) im Inneren der Flugzeuge schon zahlreiche Verletzte und Tote gefordert haben, darunter Piloten und Flugbegleiter. Viele sind dadurch auch arbeitsunfähig geworden, so der Experte.
Flugzeughersteller, Fluggesellschafter und Zulassungsstellen reden die Gefahr klein, kritisiert der Experte. Mitunter sei nur von schlechtem Geruch die Rede. Seriöse Schätzungen gingen jedoch davon aus, dass ein Flug von 2000 Flügen in irgendeiner Weise von einem "Fume Event" betroffen ist. Auf so eine mögliche Ursache weist außerdem eine neue, private Untersuchung hin, sodass dies auch beim Absturz einer Germanwings-Maschine vor zehn Jahren eine Rolle gespielt haben könnte und es vielleicht doch kein Suizid des Co-Piloten gewesen ist.
Und da durch den Rauch die Besatzung im Swiss-Airbus im vergangenen Dezember nicht mehr voll handlungsfähig war, mussten laut KURIER-Informationen offenbar Passagiere und der Co-Pilot die Notausgänge öffnen, was im offiziellen Bericht allerdings ebenfalls nicht vermerkt ist. Dort heißt es nur, dass zwei Türen überhaupt nicht geöffnet wurden nach der Landung. Gründe dafür werden (noch?) nicht genannt.
Wie berichtet, stehen außerdem Fluchtmasken oder geeignete Sauerstoffmasken den Passagieren nicht zur Verfügung. Die SUB sei aber "offensichtlich nicht willens alle Zusammenhänge auch nur ansatzweise im Zwischenbericht aufzuzeigen", sagt der Luftfahrt-Professor. "Der tote Flugbegleiter der Swiss ist das nächste Opfer eines uralten Sicherheitsrisikos in der Luftfahrt. Dass die Industrie sich hier kaum bewegt, ist ein großes Problem. Stattdessen gibt es viel Vertuschung und Flugzeughersteller, Fluggesellschaften und Fluguntersuchungsbehörden machen dabei mit."
Bei Swiss hieß es zuletzt, dass man den Industriestandards vertraue, auch die Crew habe völlig korrekt gehandelt. Im Ressort von Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) heißt es: "Die SUB hat einen Written Preliminary Report gemäß ICAO Annex 13 veröffentlicht. Der Bericht erhält faktische Informationen, aber noch keine Analysen. Die SUB ermittelt in dieser laufenden, noch nicht abgeschlossenen Untersuchung in alle Richtungen und weist den Vorwurf der Vertuschung entschieden zurück. In diesem frühen Stadium der Untersuchung ist es seriöserweise noch nicht möglich, alle Zusammenhänge aufzuzeigen.“
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