Studierende: Existenzangst statt Zukunftstraum

Seit Jänner dieses Jahres ist der 18-jährige Jalal in Wien. Durch die Corona-Krise läuft sein Start in die Zukunft nun aber nicht nach Plan.
Viele Studenten-Jobs fallen zur Zeit aus, Studiengebühren müssen weiterhin bezahlt werden.

Jalal ist 18 Jahre alt und kommt aus Aserbaidschan. Sein Plan war immer: Nach dem Schulabschluss nach Österreich zu ziehen, ein Sprachstudium zu beginnen und nebenbei als Kellner zu arbeiten. Seit Jänner dieses Jahres ist Jalal nun in Wien. Ob er sich seinen Traum tatsächlich erfüllen kann, ist wegen der Coronakrise aber fraglich.

Mitte März sperrten die Hochschulen zu, gelernt wird seitdem über den Laptop. Kurz vor Ausbruch der Coronakrise hat Jalal Bewerbungen an Restaurants geschickt, um sich das Leben in Österreich zu finanzieren. Doch Lokale sind jetzt zu und Jalal muss sich mit Unterstützung von daheim über Wasser halten. Seine Tage verbringt er damit, online zu lernen und nach Jobs zu suchen. Gut läuft es dabei nicht.

„Man kann sich zur Zeit nur bei Lieferdiensten oder Supermärkten bewerben. Ich wurde aber bis jetzt überall abgelehnt“, erzählt er. Von allen, die keine EU-Bürger sind, müssen bei der Bewerbung Dokumente überprüft werden. „Das kann Monate dauern“, sagt Jalal.

Doppelte Kosten

Aber nicht nur das: Studiengebühren müssen nämlich trotzdem bezahlt werden. Als Nicht-EU-Bürger kostet ihn das an der Uni Wien 726,72 Euro im Semester. Das ist die doppelte Summe davon, was man als EU-Bürger – erst nach Überschreitung der Toleranzsemester – bezahlt. Zur Zeit studieren insgesamt 22.216 Drittstaaten-Angehörige in Österreich.

Eine Aufhebung oder Senkung der Gebühren für dieses Semester gibt es aus jetziger Sicht nicht, heißt es vom Bildungsministerium. Der Grund: Unterricht findet ja weiterhin statt – eben über das Internet. „Es ist viel schwieriger, dem Unterricht so zu folgen. Ich lerne in meinem Studium Chinesisch – über das Internet sprechen zu üben, das funktioniert nicht“, sagt Jalal.

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) fordert vom Bildungsministerium einen Erlass der Studiengebühren für dieses Sommersemester. „Viele Studierende haben momentan echte existenzielle Sorgen“, sagt Vorsitzende Dora Jandl.

Studiengebühren

Knapp 10.000 Studierende unterstützen die ÖH-Forderungen bereits online. Auch für die Ausweitung von Toleranzsemestern macht man sich stark. Ein Ergebnis gibt es noch nicht. „Die Entscheidung, ob Gebühren erlassen werden, hängt vor allem davon ab, wie sich die Situation jetzt weiter entwickelt. Wir prüfen gerade mögliche Vorgehensweisen und behalten die Situation im Auge“, sagte eine Sprecherin des Bildungsministerium zum KURIER.

Die Hochschulen können aber auch im Alleingang Gebühren aussetzen. Die Uni Wien erlässt zum Beispiel Studierenden, die gerade als Zivil- oder Präsenzdiener aushelfen, die Studiengebühren.

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