Immer noch ist das Auto das beliebteste Verkehrsmittel bei den Pendlerinnen und Pendlern. Laut der AK-Studie sind derzeit nur 30 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Wien unterwegs, in die andere Richtung, also von Wien ins Umland, greifen gar nur 20 Prozent auf den öffentlichen Verkehr zurück. Wobei der Anteil der Öffi-Nutzer während der Hauptverkehrszeiten ein wenig höher liegt – hier weichen die Menschen offenbar bewusst dem Stau auf den Einfahrtsstraßen aus.
Die Datenerhebung für diese Studie ist, das sei angemerkt, aus 2019, vor Corona und Klimaticket. Aus dieser Studie, sowie aus einer Studie der Arbeiterkammer Niederösterreich in Zusammenarbeit mit der TU Wien mit dem Titel „Handlungsfelder für einen klimafitten öffentlichen Verkehr in Niederösterreich“, leiten die drei Arbeiterkammern Handlungsansätze ab, um den Pendlerverkehr klimagerechter zu gestalten: „Wir fordern ein Maßnahmenpaket zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs, damit die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen auch ohne eigenes Auto gewährleistet werden kann.“
Öffis sind oft überfüllt
Zu Spitzenzeiten sind öffentliche Angebote überfüllt: Laut Studie betrifft das aktuell in den Hauptverkehrszeiten vier von elf Bahnstrecken, innerstädtisch in Wien sogar fünf von elf. Wenn nichts passiert, also die Verkehrsentwicklung entsprechend der Bevölkerungsentwicklung fortgeschrieben wird, steigt der CO2-Ausstoß um fünf Prozent, anstatt den Klimazielen entsprechend zu sinken. Nutzen allerdings 45 Prozent der Einpendler nach Wien die Bahn, sinkt der CO2-Ausstoß um 14 Prozent.
Wie das gelingen kann, schlägt die Arbeiterkammer vor. Höhere Frequenz des öffentlichen Verkehrs bei den Haltestellen führt zu einer höheren Qualität und Akzeptanz des öffentlichen Verkehrs beim Nutzer. Weitere Vorschläge:
Erhöhung des Platzangebotes mit modernen, gut ausgestatteten Öffis, für 15-minütige Strecken könne das auch mit Stehplätzen erfolgen.
Halbstundentakt auf den Verbindungen zwischen Eisenstadt/Neusiedl-Flughafen, REX Bernhardsthal, bis Laa/Thaya, S-Bahn bis Hollabrunn und REX bis Retz.
Viertelstundentakt auf den Strecken Wien-Gramatneusiedl-Bruck an der Leitha, Floridsdorf-Gänserndorf und Wien-Wolkersdorf.
Halbstundentakt im schnellen Nahverkehr für Pendler aus dem Nordburgenland ab Kittsee morgens und abends von/nach Wien.
Zusätzlicher Ausbau des Schnellbahnnetzes in Wien – vor allem auf der S-Bahn-Stammstrecke, viergleisige Südbahn zwischen Meidling und Mödling, Elektrifizierung und Ausbau auf allen wichtigen Linien in Niederösterreich, zweigleisiger Ausbau Parndorf bis Neusiedl.
Zusätzlich fordern die Arbeiterkammern, dass dem Rad- und Fußgängerverkehr mehr Bedeutung zugemessen wird, was nicht nur den Auspendlern zugutekomme, sondern auch den Binnenpendlern und der eigenen Bevölkerung in den Ortschaften.
Dazu fordert die Arbeiterkammer die Betriebe in peripheren Lagen mit mehr als 50 Dienstnehmern zur Umsetzung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements auf.
Laut einer Berechnung der AK müssten – abzüglich der bereits geplanten Infrastrukturmaßnahmen – noch rund 10 Milliarden Euro investiert werden, um so viele Pendler zum Ausstieg aus dem Auto zu motivieren, damit die angestrebten Klimaziele erreicht werden können.
Kommentare