Radfahren in NÖ: Ein Boom, der noch keine Grenzen kennt

Radfahren in NÖ: Ein Boom, der noch keine Grenzen kennt
Bis zu 450.000 Niederösterreicher treten mittlerweile regelmäßig in die Pedale, heuer werden 16 Mio. Euro in den Ausbau des Wegenetzes investiert.

Wenn Maria Zögernitz aus St. Pölten auf ihr Fahrrad steigt, dann spielt das Wetter nur eine untergeordnete Rolle. Zögernitz fährt nie mit dem Auto, sondern immer mit dem Rad. Bei dichtem Schneefall im Winter ebenso wie bei brütender Hitze im Sommer. „Wenn es kalt ist, dann ziehe ich mich eben warm an“, sagt sie. Ihre beiden Kinder strampeln ebenfalls schon fleißig mit.

Zahlen und Fakten

Zögernitz, die sich seit Jahren mit einer Radlobby für die Belange von Radfahrern in der Landeshauptstadt einsetzt, spürt den immer stärker werdenden Rückenwind, wenn es um den Ruf nach neuen Routen oder mehr Sicherheit im Straßenverkehr geht. Der Grund: Radfahren boomt in Niederösterreich. Allein in der Zeitspanne von 2007 bis 2018 stieg die Zahl jener, die häufig mit dem Rad unterwegs sind, von 110.000 auf rund 450.000. Aktuell findet sich laut Statistik Austria in 79 Prozent aller Haushalte im Bundesland zumindest ein funktionstüchtiges Fahrrad.

Und viele nutzen es häufig: 31 Prozent (ab 16 Jahren) fahren täglich oder mehrmals pro Woche mit dem Bike, weitere 39 Prozent mehrmals im Monat oder Jahr.

Radfahren in NÖ: Ein Boom, der noch keine Grenzen kennt

St. Pöltner Radlobby ist sehr aktiv

Die Landespolitik nimmt auch immer mehr Geld in die Hand, um das Radwegenetz auszubauen. Waren es in Niederösterreich 2021 noch elf Millionen Euro, sollen es heuer schon 16 Millionen sein.

Spritpreise

Potenzial für weitere Ausbaumaßnahmen sieht Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) jedenfalls genug, denn: „40 Prozent der Wege, die heute mit dem Auto zurückgelegt werden, sind kürzer als fünf Kilometer.“ Und auch die derzeit hohen Spritpreise könnten laut Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) dafür sorgen, dass immer mehr Menschen das Auto in der Garage stehen lassen.

Obwohl viel für die Radfahrer getan wird, gibt es noch immer ein Spannungsfeld zwischen der Politik und jenen, die verstärkt auf das Auto verzichten wollen. So beschreibt es zumindest Zögernitz, die nun einen Radgipfel in St. Pölten ins Leben rufen will. „ Wenn bei Projekten Probleme auftauchen und sich Straße und Radwege nicht vereinen lassen, dann entscheidet sich die Politik meistens für das Auto“, sagt sie. Deshalb hofft sie auf ein noch stärkeres Umdenken bei den Verantwortlichen.

Gefruchtet haben die Forderungen unterdessen etwa in St. Pölten. Dort soll Fußgängern und Radfahrer künftig viel mehr Platz eingeräumt werden. Der „Grüne Ring“ rund um die Innenstadt wurde bereits präsentiert, einen Pkw-Durchzugsverkehr soll es hier künftig nicht mehr geben.

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