Elisabeth Mannsberger, Berufsgruppensprecherin der Tierbetreuer in der Wirtschaftskammer Wien, konkretisiert: "Fakt ist: Ein American Staffordshire Terrier hat mehr Kraft. Aber das hat nichts damit zu tun, dass diese Hunde mehr oder minder böse zur Welt kommen. Es kommt immer darauf an, wie der Halter oder die Halterin den Hund erzieht."
"Kampfhunde" verbieten?
Wie aber soll kontrolliert werden, wie ein Hundebesitzer sein Tier erzieht und behandelt? Entsprechendes Training und einheitliche Regeln in allen Bundesländern werden gefordert. Und natürlich wird auch der Ruf laut, "Kampfhunde" zu verbieten.
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Gemeinsam ist "Amstaff", Pitbull und Co., dass ihre Vorfahren für (illegale) Hundekämpfe gezüchtet wurden. Da waren Mut, Aggressivität und starke Muskeln gefragt. Der österreichische Verhaltensforscher Kurt Kotrschal von der Universität Wien meinte schon 2018 in einem Spiegel-Interview: "Es ist vollkommen klar, dass unterschiedliche Rassen zu unterschiedlichen Zwecken gezüchtet wurden. Jetzt so zu tun, als seien alle Hunde gleich, ist einfach Unsinn."
Dem stehen Studien gegenüber, die keine explizite Gefährlichkeit von "Kampfhunden" sehen.
"Bei einer der umfangreichsten Studien wurden über 13.000 Hunde von 31 Rassen mittels Wesenstests evaluiert. Nicht nur wurden große Unterschiede zwischen Individuen innerhalb einer Rasse gefunden, es konnte auch keine Beziehung zwischen rassetypischem Verhalten und der ursprünglichen Gebrauchsfunktion, also beispielsweise der Bewachung des Hofs oder dem Einsatz bei Hundekämpfen, festgestellt werden", betont die Organisation Tierschutz Austria.
Der Hunde-Wissenschafter James Serpell von der Universität Pennsylvania wiederum kam zum Schluss, dass Dackel, Pudel und Chihuahua am aggressivsten sind, Retriever am freundlichsten. Aber: "Die Variation innerhalb einer Rasse ist riesig, daher kann man Aggression nicht verlässlich bei einzelnen Hunden vorhersagen, sondern nur tendenzielle Aussagen treffen."
Zahnloses Verbot?
Anderswo wurde restriktiv durchgegriffen. In Dänemark sind seit 2010 sogar 13 Hunderassen als gefährlich eingestuft, weshalb ihre Haltung, Zucht und auch Einreise generell verboten sind. Eine Studie zeigte aber wieder, dass diese Maßnahme keine große Auswirkung auf die Häufigkeit und Schwere von Bissunfällen hatte.
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Was bleibt zurück? "Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", betonte OÖ-Landesrat Michael Lindner nach der tödlichen Debatte. Forderungen nach einheitlicher Leinen- und Maulkorbpflicht werden laut. Der entscheidende Faktor bleibt aber der Mensch, der zu den Hunden gehört.
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