Stillen in der Öffentlichkeit: Welche Betriebe im Burgenland sich dazu bekennen

Stillen in der Öffentlichkeit: Welche Betriebe im Burgenland sich dazu bekennen
Zwei burgenländische Lokale wurden bereits mit dem Stillsiegel ausgezeichnet.

Ein Baby zu stillen ist die natürlichste Sache der Welt – sollte man zumindest meinen. Doch eine neue europaweite Umfrage des Babyartikelherstellers MAM mit Forschungszentrale in Müllendorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung), die anlässlich der Weltstillwoche 2024 durchgeführt wurde, zeichnet ein anderes Bild. Von den 5.478 befragten Müttern aus 13 europäischen Ländern gaben 39 Prozent an, sich beim Stillen in der Öffentlichkeit unwohl zu fühlen, und alarmierende 47 Prozent berichteten sogar von Anfeindungen durch Umstehende. Die Reaktionen, denen stillende Mütter ausgesetzt sind, reichen von abfälligen Bemerkungen bis hin zu regelrechten Rauswürfen aus Lokalen.

„In einem Café wurde ich hinausgeschmissen, weil ich mein Baby gestillt habe“, berichtet eine betroffene Mutter. Eine andere erzählt von einem Kellner, der sie aufforderte, ihr Kind auf der Toilette zu stillen. Solche Vorfälle sind keine Einzelfälle, sondern spiegeln die Erfahrungen vieler Frauen wider, die versuchen, ihre Babys in der Öffentlichkeit zu füttern. „Es ist erschreckend, wie sehr die gesellschaftliche Prüderie Mütter unter Druck setzt“, erklärt Georg Ribarov, Market Manager bei MAM. „Stillende Mütter werden regelrecht ins Abseits gedrängt.“

Gesellschaftlicher Druck

Obwohl acht von zehn der befragten Mütter überzeugt sind, dass Stillen die Bindung zwischen Mutter und Kind fördert, und 93 Prozent davon ausgehen, dass es sich positiv auf die Gesundheit ihres Babys auswirkt, hat die gesellschaftliche Ablehnung oft größere Auswirkungen. Ein Viertel der Mütter verzichtet mittlerweile darauf, in der Öffentlichkeit zu stillen. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, da das Stillen gerade in den ersten Lebensmonaten essenziell für die gesunde Entwicklung eines Babys ist. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Mütter unsichtbar werden, weil sie sich vor negativen Reaktionen fürchten“, betont Ribarov.

Um dem entgegenzuwirken, hat MAM vor einem Jahr das österreichische Stillsiegel ins Leben gerufen. Dieses Siegel kennzeichnet Lokale, Hotels und öffentliche Einrichtungen, die sich ausdrücklich zu einem stillfreundlichen Klima bekennen. „Wir wollen, dass jede Mutter die Wahlfreiheit hat, ihr Baby jederzeit und überall ungestört zu füttern – so, wie sie es will“, erklärt Ribarov das Ziel der Initiative.

Zwei Betriebe im Land

Im Burgenland haben sich zwei Betriebe der Initiative angeschlossen: Das „FreuRaum“, ein sozialer und nachhaltiger Betrieb in Eisenstadt, und das Kinderfreundeheim Mattersburg/Walbersdorf. Beide Einrichtungen tragen das Stillsiegel und signalisieren damit, dass stillende Mütter hier willkommen sind. Seit dem Start haben sich bereits 150 Lokale, Hotels und Institutionen in ganz Österreich für das Stillsiegel registriert. Die Resonanz ist durchweg positiv: „Es zeigt sich, dass es viele Orte gibt, an denen das Füttern eines Babys als selbstverständlich angesehen wird und unerwünschte Kommentare keinen Platz haben“, erklärt Ribarov. MAM sieht das Stillsiegel als einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung, um das Stillen in der Öffentlichkeit wieder als selbstverständlich zu etablieren.

MAM Babyartikel

MAM wurde vor 45 Jahren vom Unternehmer Peter Röhrig gegründet. Die Firmenzentrale ist in Wien, geforscht wird in Müllendorf. In Ungarn und Thailand werden Schnuller, Fläschchen und andere Babyartikel produziert

150 Betriebe

in Österreich haben das Stillsiegel bereits erhalten. Im Burgenland wurde es an den „FreuRaum“ in Eisenstadt und an das Kinderfreundeheim Mattersburg/Walbersdorf verliehen

Die Weltstillwoche, die jährlich vom 1. bis 7. August stattfindet und von der WHO sowie UNICEF unterstützt wird, ist eine Plattform, um das Bewusstsein für die Bedeutung des Stillens zu schärfen. „Mit dem Stillsiegel wollen wir nicht nur ein Zeichen setzen, sondern auch einen gesellschaftlichen Wandel anstoßen“, sagt Ribarov und hofft, dass sich viele weitere Betriebe anschließen.

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