Maturaaktion am Stephansdom: Aus dem Angstloch auf den Südturm

Maturaaktion am Stephansdom: Aus dem Angstloch auf den Südturm
Die Maturavorbereitung läuft auf Hochtouren. Für Felix heißt es aber klettern statt büffeln: Für die Angstlochbesteigung geht es 137 Meter in die Höhe.

Der Gipfelstürmer ist unglaublich entspannt. „Warst du schon einmal klettern?“ – „Nein. Aber ich war einmal im Kletterpark.“ Felix, der die Maturaklasse der Albertus-Magnus-Gymnasiums besucht, scheint nichts aus der Ruhe zu bringen.

Auch nicht, dass er die Besteigung des Stephansdoms gewonnen hat – genauer gesagt des 137 Meter hohen Südturms. Die bekannten 343 Stufen bis zur Türmerstube, dann noch weiter hinauf in den Turmhelm, innen noch über einige Leitern nach oben, bis man vor dem Türchen zum Angstloch steht. 

Der Name ist Programm. Schließlich zwängt man sich hier durch die nur etwa einen halben Meter hohe Öffnung ins Freie, auf eine kleine Plattform aus ein paar Eisenstangen – in etwa 110 Metern Höhe. Von hier führt nur noch eine senkrechte, teilweise überhängende Außenleiter die letzten 25 Meter bis zur Turmspitze.

„Be Blessed“

Eine große Herausforderung – so wie auch die Matura. Genau darum geht es bei der österreichweiten Aktion „Be Blessed“ der Erzdiözese Wien, die den Maturantinnen und Maturanten des Landes in den Wochen vor dem großen Ereignis zur Seite stehen will. 

Zum Beispiel mit der Maturakerzen-Aktion: Wem etwa die schriftliche Mathematura schlaflose Nächte bereitet, der kann sich unter beblessed.at anmelden. Dann wird am Tag der Matura eine Kerze für einen angezündet – auf Wunsch mit einem Segenswunsch direkt per WhatsApp am Morgen des Prüfungstages. 

Auch die Segensfeier am 30. April im Stephansdom ist den Maturantinnen und Maturanten gewidmet.

Maturaaktion am Stephansdom: Aus dem Angstloch auf den Südturm

Hoch hinauf: Felix ist durchwegs tiefenentspannt   

Und eben auch die Angstloch-Besteigung, bei der das Los für Felix entschieden hat: „Meine Religionslehrerin hat uns davon erzählt und ich habe dann aus Spaß mitgemacht – die Anmeldung habe ich dann in einer Pause abgeschickt.“ 

Kletterchallenge als Symbol

Bei der Besteigung am Freitag ist auch Dompfarrer Toni Faber dabei. Für ihn ist der Weg in die Höhe nach 27 Jahren als Dompfarrer nichts Neues – rund 100-mal war er schon auf der Spitze des Südturms: „Aber den Dom von oben im Grundriss zu sehen, das macht immer wieder aufs Neue demütig.“ 

Die Kletterchallenge sieht er als Symbol: „Es wird, wie auch die Matura, nicht die letzte Hürde im Leben sein – aber man kann sie meistern und daran wachsen.“ 

Faber weiß, wovon er spricht. Schließlich, so erzählt er, sei er seinerzeit selbst bei der Lateinmatura durchgefallen. Um dann, auch durch das Lernen für die Wiederholungsprüfung, doch noch zu einem großen Freund der Sprache zu werden. „Und“, fügt Faber hinzu, „man ist mit den Herausforderungen des Lebens nicht allein.“

Gemeistert

Das ist Felix wirklich nicht. Als er aus dem Angstloch steigt, ertönt von weiter unten lauter Jubel. Seine Klassenkameraden stehen außen am Dach des Doms und winken zu ihm hinauf. Und auch die Glocken im Turm beginnen wie bestellt zu läuten. 

Als sie wieder Boden unter den Füßen haben, gratuliert Faber dem Schüler: „Das ist jetzt dein Turm“.

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