Stille Sieger beim Wien-Marathon: Von der MA 48 bis Eddy aus Guatemala

Stille Sieger beim Wien-Marathon: Von der MA 48 bis Eddy aus Guatemala
Die Wiener Müllmänner waren schneller als der Siegläufer. Und ein Arzt gab sich gerne als lächelnder Letzter her.
Von Uwe Mauch

Wenn man es genau nehmen will, dann waren sie etwas schneller als Chala Regasa. Als der Äthiopier knapp nach elf Uhr beim Rathausplatz als Sieger das Ziel passierte, war die Wagramer Straße drüben in Kaisermühlen, wo Regasa und fast 40.000 um 9 Uhr gestartet waren, picobello sauber.

Dabei ist eigentlich grausig, was die Marathonläufer alles auf ihrem Weg ins Glück auf der Straße „liegen“ lassen.

Stille Sieger beim Wien-Marathon: Von der MA 48 bis Eddy aus Guatemala

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„Siegerkehrung“

Doch die 150 Mitarbeiter der Magistratsabteilung 48 liefen beim 41. Vienna City Marathon zur Höchstform auf. In ihrer knallorangen Arbeitsbekleidung räumten sie bis zum Abend rund 36 Tonnen Müll weg.

Selten passte ein Wortspiel der MA 48 – „Siegerkehrung“ – besser als am Sonntag. Auch die Absperrungen, die noch in der Früh in der Wagramer Straße den Startbereich markierten, waren dank vieler Helfer einer Privatfirma schneller wieder auf den Klein-Lkw als die beiden besten Österreicher beim Burgtheater.

Stille Sieger beim Wien-Marathon: Von der MA 48 bis Eddy aus Guatemala

Bemerkenswert höflich und tiefenentspannt auch all die Beamten der Wiener Polizei: „Die letzten Läufer? Sind vor zehn Minuten hier vorbeigekommen. Mit dem Radl werden Sie sie aber bald einholen.“ – „Nein, die Absperrung können Sie heute ignorieren. Fahren S’ nur, die Straße ist frei.“

Sobald der „Kehrwagen“ des Veranstalters durch ist, macht sofort die Brigade, die Putzbrigade, Meter: In der Linken Wienzeile sind die Orangenen der MA 48 mit Schaufel und Besen im Einsatz. Schritt für Schritt verfolgen auch sie Ziele.

Stille Sieger beim Wien-Marathon: Von der MA 48 bis Eddy aus Guatemala

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Stille Sieger beim Wien-Marathon: Von der MA 48 bis Eddy aus Guatemala

Stille Sieger beim Wien-Marathon: Von der MA 48 bis Eddy aus Guatemala

Und dann er! Famosest! Eddy Raúl Solano, 62, Arzt aus Innsbruck, vor vierzig Jahren einer der schnellsten Marathonläufer in seiner Heimat Guatemala („nur knapp über 2,15 Stunden“), Finisher von mehr als 100 Marathons seither, heute einer der ehrenamtlichen Schlussläufer, um den Teilnehmern die Schmach der roten Laterne zu ersparen.

Eddy trägt die Sonne nicht nur in seinem zweiten Namen – und die Gitarre nicht nur in der Hand. Für die Kollegen vom ORF spielt er bei Kilometer 23 ein Lied aus seiner Heimat. Und wie er auf die anderen Läufer einwirkt! Immer positiv, immer mit einem Lächeln. Manche bekommen das noch mit, andere haben auf dem Laufsteg für Orthopädiebedarfsfirmen nur mehr ihre Gelenke im Sinn.

Wien dankt es Eddy auf seine Art: Überall Applaus! „Mehr als für die Sieger“, freut sich Eddy.

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