Steirischer Christbaum für Wien: Schon wieder schiach

Eine Gruppe von Menschen steht in einem Wald mit hohen Bäumen und herbstlichem Laub.
30-Meter-Fichte für den Rathausplatz: Ob sie den ästhetischen Anforderungen der Wiener genügt? Ziemlich sicher nicht.

Böse Zungen behaupten, es gebe seit Jahren einen inoffiziellen Wettbewerb unter acht Bundesländern: Wer könne dem neunten Bundesland – nämlich Wien – den hässlichsten (Christ-)Baum für den Rathausplatz liefern?

Dieses Jahr ist die Steiermark an der Reihe – und schickt eine rund 130 Jahre alte Fichte aus Admont in die Bundeshauptstadt. Der Baum ist rund 30 Meter hoch, sein Brusthöhendurchmesser – gemessen auf 1,30 Metern Höhe, also der Brust einen durchschnittlich großen Erwachsenen – beträgt 65 Zentimeter. Lebendgewicht: rund 3,6 Tonnen „samt grüner Nadelmasse“.

Drei Männer stehen am Straßenrand vor einem dichten Wald.

Baum-Präsentation: Bürgermeister Haider, Landesrat Seitinger, Forstdirektor Holzinger

Hier rümpfen die ersten Wiener bereits die Nase. Denn die geschenkten Bäume aus den Bundesländern zu verspotten, ist ebenso Teil des alljährlichen Zeremoniells. Zu armselig, zu unförmig. Wenn der Baum im November mittels Kran vor das Rathaus gehievt wird, ist das Urteil schnell gefällt.

Ein großer Weihnachtsbaum wird mit einem Kran auf einem Platz aufgestellt, während Zuschauer zusehen.

2021

Der Baum stammte aus dem Burgenland, 30 Meter: Der Baum aus Wiesen im Bezirk Mattersburg war älter als sein Bundesland – nämlich 130 Jahre alt

Ein Weihnachtsbaum wird mit Kränen vor dem Wiener Rathaus aufgestellt.

2020

Die Fichte aus Oberösterreich, 33 Meter, erntete besonders viel Häme und Kritik. Sie kam aus der Gemeinde Klaffer am Hochficht

Ein Kran hebt einen Weihnachtsbaum vor dem Wiener Rathaus an.

2019

Ein Baum aus Salzburg, 33 Meter: Die Fichte stammte aus Embach im Pinzgau – und wurde bei strömendem Regen aufgestellt

Ein Kran hievt einen großen Weihnachtsbaum vor das Wiener Rathaus.

2018

Ein Geschenk aus Kärnten, 28 Meter: Der Baum stammte aus der Gemeinde Metnitz. Er sollte „Ruhe und Besinnlichkeit ausstrahlen“

Zwei Kräne stellen einen Weihnachtsbaum vor dem Wiener Rathaus auf.

2017

Ein Exemplar aus Vorarlberg, 25 Meter: Der Baum wurde in zwei nächtlichen Fahrten mehr als 700 Kilometer weit aus Frastanz-Felsenau geliefert

Vor zwei Jahren war die Kritik am Baum gar so heftig, dass man im Herkunftsort – im oberösterreichischen Klaffer – zunehmend verschnupft reagierte. Als sich sogar die Satiriker Stermann und Grissemann in ihrer ORF-Show „Willkommen Österreich“ an der Fichte abarbeiteten („Der Baum kommt aus Klaffer. Und so sieht er auch aus.“), rückte der dortige Bürgermeister aus. Die freiwilligen Helfer, die den Baum umlegten (gefällt werden so große Bäume nicht), hätten sich „sogar Urlaub genommen dafür“, ließ er wissen. Und dann das.

Erst sudern, dann versöhnen

Die Wiener Stadtregierung ist über das Gesudere der Wiener übrigens ebenso unerfreut. Dass so große Bäume eine kosmetische Nachbehandlung benötigen, sei nämlich ganz normal, bestätigen auch Experten. Und so rücken jedes Jahr die Stadtgärtner an, um zusätzliche Äste zwischen die vorhandenen Reihen zu schrauben. Auch diesmal liegen 180 zusätzliche Äste bereit, um die Fichte aufzupeppen. Geschlägert wird sie voraussichtlich am 4. November, in Wien eintreffen soll sie am 7. November. Am 19. November gehen erstmals die Lichter an. Spätestens dann, auch das lehrt uns die Geschichte, werden wieder alle versöhnt sein. Bis hin zu den Elefanten im Tiergarten Schönbrunn übrigens, an die die Bäume traditionell verfüttert werden.

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