Steigende Flüchtlingszahlen: Schlepper werben jetzt auf Tiktok

Steigende Flüchtlingszahlen: Schlepper werben jetzt auf Tiktok
Das Innenministerium schickt zusätzliche Polizisten an die burgenländische Grenze und will weiter nach Afghanistan abschieben. Die Schlepper werden immer dreister.

Ein junger Mann, angeblich ein Flüchtling, der in Österreich von der Ladefläche eines Lkw steigt. Er blickt in die Kamera und erzählt dann, dass der Transport in dem Schlepperfahrzeug gar nicht so schlimm gewesen sei. Mit derartigen Videos werben neuerdings Schlepper in dem sozialen Netzwerk Tiktok. Als Antwort auf steigende Zahlen bei den illegalen Grenzübertritten entsendet das Innenministerium (BMI) nun zusätzliche Polizisten ins Burgenland.

„Die Nachfrage ist groß, doch der Markt umkämpft. Mit jedem einzelnen Flüchtling lässt sich gutes Geld verdienen“, weiß Gerald Tatzgern, oberster Schlepper-Bekämpfer im Bundeskriminalamt, um das Geschäftsmodell der Kriminellen. Und tatsächlich scheinen deren Dienste zuletzt besonders gefragt zu sein. Schon seit Wochen berichtet das BMI von steigenden Flüchtlingszahlen an der ungarisch-burgenländischen Grenze. Bei einer Schwerpunktaktion wurden dort Anfang August mehr als 40 Flüchtlinge in nur einer Nacht aufgegriffen. Knapp 600 waren es in einer Woche.

Verstärkung

Kurz davor wurde eine Aufstockung der Bundesheer-Soldaten im Grenzeinsatz beschlossen. Von 600 auf 1.000, auch wenn noch nicht alle vor Ort sind. Sie unterstützen dort rund 400 Polizisten. Wie der KURIER erfahren hat, werden jetzt auch diese aufgestockt. 27 Polizeibeamte aus den Bundesländern werden entsandt; bei Bedarf könnten es noch mehr werden. Man reagiert damit auf heuer bereits mehr als 200 festgenommene Schlepper, die zunehmend dreister agieren.

Laut Tatzgern sichteten Ermittler zuletzt vermehrt Social-Media-Videos, bei denen Flüchtlingen eine „heile Welt“ vorgegaukelt wird. „Die posieren vor protzigen Autos oder filmen sich auf Märkten mit tollem Essen. All das wird in ihnen in Österreich versprochen.“ Sogar Werbungen für Katzenfutter sei Flüchtlingen gezeigt worden – mit dem Argument, dass es sogar Haustieren in Europa gut gehe.

Das sei besonders problematisch, da aktuell auch ein Anstieg bei den flüchtenden Afghanen registriert werde. Österreich plane aber weiterhin, Abschiebungen nach Afghanistan durchzuführen, heißt es aus dem BMI. Man würde sich sonst noch mehr zum Zielland von Schleppern machen. Gleichzeitig wird jedoch betont, dass es sich bei den abgeschoben Afghanen primär um straffällige Männer handle.

Um auf den wachsenden Migrationsdruck zu reagieren, sind ab heute, Mittwoch, die zusätzlichen Beamten aus dem Bereich Grenzdienst und Fremdenpolizei im Einsatz. „Die Maßnahmen im Burgenland dienen der Schleppereibekämpfung, um die Routen unattraktiv zu machen“, erklärt Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) die Strategie.

Notwendig sind die zusätzlichen Beamten auch, weil seit der Ausweitung des Bundesheer-Assistenzeinsatzes engmaschiger kontrolliert wird. Das wiederum wirkt sich auf die Aufgriffszahlen aus. Anders als das Bundesheer, das ausschließlich für die Grenzsicherung zuständig ist, ist die Polizei nämlich auch für die Registrierung der Flüchtlinge sowie das Transportmanagement, also deren Unterbringung in Erstaufnahmezentren, verantwortlich.

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