Steiermark: Verdacht auf Tierquälerei in Geflügelbetrieb

Steiermark: Verdacht auf Tierquälerei in Geflügelbetrieb
Der Verein gegen Tierfabriken veröffentlichte ein Video. Die AMA sperrte nun den landwirtschaftlichen Betrieb.

Ein Video aus einem steirischen Hühnermastbetrieb, das Montag und Dienstag vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) mehreren österreichischen Medien zugespielt wurde, hat erste Konsequenzen: Die Agrarmarkt Austria (AMA) hat den landwirtschaftlichen Betrieb vorsorglich gesperrt und noch am Dienstag Kontrollorgane hingeschickt, hieß es in einer Aussendung. Außerdem übte die AMA Kritik: „Die Zustände im gegenständlichen Hühnermast-Betrieb sind untragbar.“

Wie der VGT in seiner Aussendung mitteilte, soll der Betrieb, aus dem die Aufnahmen des mitgeschickten Videos stammen sollen, mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet sein. Dennoch seien die Zustände nicht artgerecht. Die dort gezüchtete Rasse sei anfällig für Herz-Kreislauf-Krankheiten, plötzlichen Herztod, Infektionen, Verletzungen und Missbildungen. In dem Betrieb sei das zu sehen: „Hühner, die nicht mehr aufstehen können und gezwungen sind, in der mit Fäkalien getränkten Einstreu zu liegen. Sie können sich nicht mehr zu Futter und Wasser bewegen und erleiden schmerzhafte Entzündungen der Haut.“

Besonders schockierend sei, dass eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter mit einem Laster durch den Stall fährt und dabei mehrere Hühner überfährt. „Einige sterben daran sofort, andere werden schwer verletzt zurückgelassen“, so der Verein, der eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet habe. Denise Kubala vom VGT sei bestürzt: „Zu sehen, wie grausam diese meist ohnehin schon leidenden Tiere in den Mastbetrieben behandelt werden, ist kaum zu ertragen.“

Das Video hat Dienstagvormittag offenbar auch die AMA erreicht: „Praktiken, die tierquälerisch und mit der Achtung des Nutztieres nicht vereinbar sind, sind inakzeptabel. Wir distanzieren uns von den Missständen umso mehr, als die AMA-Marketing klare Vorgaben erteilt, die verbindlich festlegen, was Betriebe und die dort Verantwortlichen leisten müssen, damit sich die von ihnen produzierten Rohstoffe für das Gütesiegel qualifizieren“, so Geschäftsführer Michael Blass in einer Aussendung. „Bewahrheiten sich die Vorwürfe, so werden wir Verstöße wirksam sanktionieren, um die Konsumentinnen und Konsumenten und die Solidargemeinschaft der Gütesiegel-Betriebe zu schützen. Darüber hinaus sind nun auch die Behörden am Zug, um die Vorwürfe im gegenständlichen Fall zu prüfen.“

Laufende Kontrollen

Die AMA teilte mit, dass derzeit 560 Hendlmastbetriebe am AMA-Gütesiegel-Programm teilnehmen. Etwa 340 konventionelle Betriebe und rund 220 Biobetriebe. Die Vor-Ort-Kontrollen im Mastgeflügelbereich würden grundsätzlich jährlich risikobasiert durch eine akkreditierte Kontrollstelle stattfinden. Werden im Zuge der AMA-Kontrollen Verbesserungspotenziale aufgezeigt, erfolgen zusätzliche Nach- oder Überkontrollen, hieß es. Zusätzlich müssen alle AMA-Gütesiegelbetriebe verpflichtend am Geflügel-Tiergesundheitsdienst teilnehmen und jeder Betrieb habe einen Betreuungstierarzt, der jede Mastpartie bzw. jeden Mastdurchgang begutachtet.

Die AMA hielt aber auch fest, dass Österreich im europäischen Vergleich die höchsten Standards bei der Haltung von Geflügel habe. „Die nun aufgedeckten Missstände beweisen, wie wichtig die seit Jahren seitens der AMA-Marketing vorgebrachten Forderungen nach langsam wachsenden Hühnerrassen in der Geflügelzucht sind.“ 2019 habe man das freiwillige Modul „langsam wachsende Rassen“ im AMA-Gütesiegelprogramm initiiert.

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