Salzburg: Stadt hilft im Pflegeheim-Skandal

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Die Volksanwaltschaft brachte die erschütternden Mängel ans Licht: Die Stadt nimmt jetzt weitere Bewohner auf.

Die Meinung war nach ausführlichen Diskussionen im Sonder-Sozialausschuss der Stadt am Montag einstimmig: Betroffene Bewohner sollen in städtische Heime übersiedeln. Man versucht auch Bedenken, dass die rund 200 Menschen auf der Warteliste nun gar nicht mehr zum Zug kommen würden, zu entkräften. Ein Reißverschlusssystem ist vorgesehen: Freie Plätze werden abwechselnd an Personen aus dem Heim und Wartende aus der Stadt vergeben. Die endgültige Entscheidung dazu fällt am Mittwoch im Gemeinderat. Alle 13 Heimbewohner in der Frist von einem Monat zu übernehmen, dürfte aber eine nicht stemmbare Herausforderung sein, so die Befürchtung.

Im Land kam Sozialreferent Heinrich Schellhorn (Grüne) in der Causa ordentlich unter Zugzwang. Die Volksanwaltschaft hatte erschütternde Mängel ans Tageslicht gebracht: Die Bewohner waren zum Teil unterernährt und dehydriert. Besonders tragisch: Der Fall einer Frau, die nur noch 42,5 Kilo wog und großflächige Wunden vom Liegen hatte. Sie starb kurz nach dem Besuch der Volksanwaltschaft im Krankenhaus.

War das Land zu lange untätig?

Schellhorn wird mit Vorwürfen konfrontiert, zu lange untätig gewesen zu sein. Er beruft sich auf das Salzburger Pflegegesetz, welches das Vorgehen bei Mängeln genau vorschreibe. Die Schließung komme vorerst auch jetzt nicht. Sollte sie doch nicht zu vermeiden sein, laufen im Moment im Hintergrund Vorbereitungen.

Weil der Personalstand aktuell immer noch am Limit sei, muss der Träger Senecura die Bewohnerzahl um weitere 13 auf 50 reduzieren. Nur so sei die notwendige Betreuungsqualität abgesichert, heißt es. Doch die Übersiedelung stellt alle Beteiligten auch vor große Herausforderungen. Einige der Bewohner haben Erwachsenenvertreter, was die Abläufe noch einmal komplizierter macht.

Jetzt ist Zusammenarbeit aller Träger gefragt

Die Stadt betreibt die fünf Seniorenheime Taxham, Liefering, Itzling, Nonntal, Hellbrunn selbst, in drei weitere Einrichtungen hat sie ein Zuweisungsrecht. Knapp hundert Betten stehen aufgrund des Personalmangels in der Pflege leer, wie Stadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) berichtet. Ohne Hilfe weiterer Träger ist das Dilemma um den zusätzlichen Bedarf nicht zu lösen. „Je besser die Bewohner eingebunden sind und sie den Wechsel auch akzeptieren, umso besser funktioniert der Umzug“, so Patrick Pfeifenberger, Leiter der Sozialabteilung in der Stadt.

Das Büro von Landesvize Schellhorn ließ am Montag wissen, dass Gespräche mit weiteren Anbietern stadtnaher Pflegeeinrichtungen laufen. Ein Treffen sei für Donnerstag geplant. Parallel bemühe sich auch Senecura um Alternativen.

Angesichts des erschütternden Volksanwaltschafts-Berichts muss ich betonen: Das darf nicht mehr passieren. Ich arbeite mit der Sozialabteilung mit Hochdruck an Maßnahmen, damit wir in Salzburg die Pflegequalität besser kontrollieren können und die Träger noch mehr finanzielle Unterstützung - unter anderem für mehr Personal - erhalten.

von Heinrich Schellhorn

Vergangene Woche suchte Landesvize Schellhorn auch das persönliche Gespräch mit Volksanwalt Bernhard Achitz in Wien. Er sei offen für Vorschläge, wie die Heimaufsicht künftig noch besser agieren könne, so Schellhorn im Vorfeld. Man hielt sich dazu auf Wunsch der Volksanwaltschaft aber noch bedeckt.

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