Schwere Vorwürfe gegen Pflegeheim

Familie haben 64-jährigen Alzheimer-Patienten nach Hause geholt
Familie macht Heim für schlechten Gesundheitszustand verantwortlich. SeneCura sieht bei sich keinen Fehler.

Am 24. September des Vorjahres wird der an Alzheimer erkrankte Karl M. ins SeneCura Seniorenpflegezentrum Kittsee gebracht. Damals konnte er gehen und sprechen, war aufgrund seiner Erkrankung aber desorientiert. Körperlich sei er voll fit gewesen, erzählt seine Familie. Am 4. Jänner 2016 wurde M. von seinen Angehörigen nach Hause geholt – er ist nun ein Pflegefall, der 24 Stunden am Tag Betreuung braucht. Die Familie macht das Heim für die rapide Verschlechterung des Gesundheitszustands des 64-Jährigen verantwortlich.

M. sei im September noch mobil gewesen und ist herumgelaufen. "Er hat aber wenig geschlafen und wahrscheinlich das Personal genervt. Aus diesem Grund dürfte die Dosis seiner Medikamente stark erhöht worden sein. Sie wollten ihn bestimmt beruhigen", sagt Sohn Alexander. Elisabeth Deutsch, Regionalleiterin der SeneCura im Burgenland, will sich diesen Vorwurf nicht gefallen lassen. Die Dosis sei erhöht worden, aber nicht um den Bewohner ruhig zu stellen, sondern um seine Symptome in den Griff zu bekommen. "Und nicht wir, sondern der Neurologe hat die Anordnung dazu gegeben", betont Deutsch.

Die Angehörigen merken wie M. immer mehr verfällt. Am 8. November konnte der Mann plötzlich nicht mehr aufstehen und nicht reden. Einen Tag später wurde der Arzt gerufen, es folgten Untersuchungen in Krankenhäusern. Die Ursache wurde nicht gefunden. Die Familie führte die neuerliche Verschlechterung auf die Medikamente zurück und veranlasste das Absetzen einiger Tabletten. Nach ein paar Tagen war M. wieder wacher.

Der nächste Rückschlag ließ nicht lange auf sich warten: Mitte November wurde der 64-Jährige mit Verdacht auf Lungenentzündung ins Krankenhaus gebracht. "Er war vollkommen dehydriert. Man dürfte ihm nicht genug zu trinken gegeben haben", vermutet Sohn Alexander. Laut Deutsch wurde M. mehrmals am Tag zum Trinken aufgefordert. "Als er nichts mehr getrunken und Fieber bekommen hat, brachten wir ihn ins Spital", kontert die SeneCura-Managerin. Nach dem Spitalsaufenthalt kam der Patient wieder ins Heim. Am 4. Jänner holte ihn die Familie nach Hause. Derzeit wird er von einer 24-Stunden-Pflege und einer Physiotherapeutin betreut. "Er hat viele Kontrakturen, und schwere Spasmen. Er macht aber schon Fortschritte", erzählen seine Angehörigen.

Überfordert

Die Familie kritisiert, dass sie die Pflegekräfte immer wieder auf Vorkommnisse aufmerksam machen mussten, das Personal sei überfordert gewesen. Nachträglich sei der Verdacht aufgekommen, dass M. einen Schlaganfall erlitten habe, niemand habe reagiert. "Es stimmt, dass die Symptome einem Schlaganfall ähneln, es können aber auch ganz viele andere Krankheiten sein", weist Deutsch hin. Das Heim sei der Sache auf den Grund gegangen, bei diversen Untersuchungen wurde jedoch kein Schlaganfall diagnostiziert. Aus der Pflegedokumentation gehe hervor, dass die Mitarbeiter immer richtig gehandelt und sich vermehrt um M. gekümmert haben. Der Mann habe aufgrund seiner unklare Diagnose sogar noch mehr Aufmerksamkeit bekommen, als andere Patienten, heißt es von SeneCura.

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