St. Wolfgang kämpft gegen Hotel-Projekt und für freien Seezugang

St. Wolfgang am Wolfgangsee
Auf der Bacherlwiese am Wolfgangsee soll ein großes Hotelprojekt entstehen. Der Bürgermeister möchte jedoch die einzig öffentlich zugängliche Badewiese erhalten.

Für Bürgermeister Franz Eisl ist die Bacherlwiese in St. Wolfgang einer "der schönsten Plätze am See". Über 40.000 Quadratmeter misst das Areal bei der Ortseinschaft, direkt neben dem Camping-Platz. 

Hier ist der Uferbereich noch unverbaut, er gibt freien Blick auf die Seen- und Berglandschaft im Salzkammergut. Während in Österreich immer mehr Seeufer nur mehr privaten Badespaß ermöglichen, kann hier die Bevölkerung im Sommer noch Abkühlung finden: Mit Sommer 2022 wurde ein 5.000 Quadratmeter großer Badebereich geschaffen.

"Es freut uns sehr, dass wir einen der schönsten Plätze bei uns am See für unsere St. Wolfganger Badewiese sichern konnten", jubelte Bürgermeister Eisl damals.

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Wie gewonnen, so zerronnen: Aktuell werden Befürchtungen laut, dass der letzte freie Seezugang im Ort schon bald wieder Geschichte sein könnte. Eine einheimische Hoteliersfamilie hat einen Neubau beantragt. Die Gemeinde selbst hat keinen langfristigen Pachtvertrag auf die Bacherlwiese abgeschlossen, sondern einen, der nur von Jahr zu Jahr gilt.

Die Bürgerinitiative St. Wolfgang fordert in einer Petition nun ein "Nein zur maximalen Verbauung der Bacherlwiese" (Hier gehts zur Petition).

Auch Bürgermeister Eisl hat sie unterschrieben, ebenso weitere Gemeinderatsmitglieder. Mit Stand 15. Mai kann die Bürgerinitiative auf rund 1.170 Unterstützende, 371 aus St. Wolfgang, verweisen. 

In Österreich regelt das Wasserrechtsgesetz zwar die Benutzung öffentlicher Gewässer - und sieht eine unbeschränkte Nutzungsfreiheit vor - doch regelt das Gesetz nicht den Zugang zu diesen Gewässern. Und so kommt es, dass freie Seezugänge immer seltener werden. Am Wörthersee etwa gehören 82 Prozent des Ufers Privaten, am Ossiacher See und am Attersee sind es 76 Prozent.

Hintergrund

Seit dem Jahr 2005 ist eine Bebauung des Areals im Gespräch: Die Bacherlwiese wurde vom Gemeinderat umgewidmet, damit sie touristisch genutzt werden kann. Im Jahr 2006 wurden dann die Genehmigungen für die Flächenwidmungs- und Bebauungspläne für das Projekt „Erlebnisbad Appesbach mit Hotel“ erteilt. Fünf Stockwerke hoch sollte das Hotel werden, 300 Betten bergen, zusätzlich einen Park und einen Seminarbereich bieten. Doch aus dem Vorhaben wurde nichts, das Projekt kam nicht zustande.

Das Baurecht ging dann auf die Wohut Wolfgangsee Hotel und Tourismus GmbH über. Diese beantragte im November 2022 bei der Bezirkshauptmannschaft Gmunden einen Neubau - ein dreigeschoßiges Hotel mit Nebengebäuden. 

Werde nun ohne weiteres das kleinere Projekt genehmigt, stünden Tür und Tor für einen sukzessiven Ausbau bis hin zur ursprünglich genehmigten Größe offen, so die Befürchtung der Bürgerinitiative und der Gemeinde. "Wir sind der Meinung, dass das Projekt, zum heutigen Zeitpunkt, 18 Jahre später, nicht mehr zeitgemäß ist, die Intention der Erstellung dieser Flächenwidmungs- und Bebauungspläne und das „öffentliche Interesse“ aus heutiger Sicht – unserer Meinung nach – nicht mehr gegeben ist", argumentiert die Bürgerinitiative.

Auch von der Oberösterreichischen Umweltanwaltschaft wurde das Projekt bereits negativ beurteilt. "Mit dem derzeitigen Raumordnungsrahmen würde der gegenständliche Bereich früher oder später maximal verbaut – unabhängig davon, wie wenig oder viel das derzeit vorliegende Projekt von dieser Maximalvariante jetzt konsumiert", führte sie in ihrer Stellungnahme aus. 

Aus ihrer Sicht sei daher zuerst ein Neuplanungsgebiet zu verordnen, Flächenwidmung und Bebauungsplanung auf den Stand der Zeit zu bringen, die Verkehrssituation und die damit verbundenen Planungen zu adaptieren und erst dann ein der Landschaft besser angepasstes Projekt abzuwickeln. Sie stellte den Antrag, das gegenständliche Naturschutzverfahren solange auszusetzen.

Im Gemeinderat arbeitet man an der Erstellung eines Neuplanungsgebiets. Im Gemeinderat im Juni oder Juli soll es zu einer entsprechenden Beschlussfassung kommen.

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