Seit 1997 gibt es in Österreich eine forensische DNA-Datenbank. Eingerichtet wurde sie wegen des Kriminalfalls „Jack Unterweger“, der als erster „DNA-Fall“ Österreichs gilt. Ein Haar, das im Auto des Serienmörders gefunden wurde, konnte damals einem der Opfer zugeordnet werden.
257.000 DNA-Profile
Eine Analysemethode, die die Ermittlungsarbeit revolutioniert hat. 257.000 Profile sind in der nationalen DNA-Datenbank gespeichert.
Im Laufe der vergangenen 25 Jahre konnten heimische Ermittler bereits 627 Morddelikte klären. 30.000 Tatverdächtige konnten durch Treffer in der DNA-Datenbank identifiziert werden.
Für die Ermittler ist die Zeit nicht zwangsläufig ein Feind. Das weiß auch Reinhard Schmid, Leiter des zentralen Erkennungsdienstes im Bundeskriminalamt.
23 Fälle gelöst
Vor 18 Jahren begann Schmid, ungelöste Mordfälle in Österreich erneut unter die Lupe zu nehmen. 56 Cold Cases rollte er mit dem damaligen Mordermittler Hannes Scherz wieder auf. 23 davon konnten mittlerweile geklärt werden.
„Ein Fall, an den ich mich bis heute erinnere, ist der Weihnachtsmord von 1994“, schildert Schmid. Am Heiligen Abend wurde die damals 40-jährige Annemarie Wessely in einem Schirmgeschäft in Wien-Favoriten durch mehrere Messerstiche getötet. Ein Verwandter, der sich Sorgen machte, fand die leblose Frau und alarmierte die Polizei. Die Ermittlungen brachten kein Ergebnis.
Serienverbrecher
22 Jahre später wurde der Fall neu aufgerollt. Ein Update der Datenbank lieferte schließlich den entscheidenden Hinweis: Ein alter Fingerabdruck führte die Ermittler zu einem Tunesier, der bei der Polizei wegen Einbruchsdelikten und Diebstahls amtsbekannt war.
Auch der grausame Mord an einem Koch in Wien-Favoriten am 14. September 1992 konnte durch DNA-Analysen Jahre später geklärt werden. Der Mörder hatte Chen-Hua Chow mit seiner eigenen Krawatte erdrosselt. Das Verbrechen schien bereits zu den Akten zu wandern, da Ermittler zwar Spuren sicherten, der Straftäter aber noch nicht in den Datenbanken registriert war.
Erst als der Mann Jahre später in England erneut straffällig wurde, konnte ihm auch dieses Verbrechen zugeordnet werden. „Schlagen Kriminelle in mehreren Ländern zu, können wir sie durch die Vernetzung der Datenbanken oft schnell überführen“, sagt Schmid.
So auch beim aktuellen Apothekermord: „Wäre der Verdächtige nicht schon durch mehrere Straftaten in Deutschland aufgefallen, hätten die Ermittlungen sicher länger gedauert“, sagt Schmid.
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