Spritpreise bremsen Autofahrer: Weniger Fahrten auf Autobahnen
Der VCÖ (Verein Mobilität mit Zukunft) hat die Daten der Autobahn- und Schnellstraßen-Zählstellen für das dritte Quartal 2022 ausgewertet. Demnach würden die gestiegenen Spritpreise Wirkung zeigen.
Laut VCÖ waren im 1. Halbjahr auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen noch mehr Autos unterwegs als im 1. Halbjahr des Vorjahres, im 3. Quartal hat sich das geändert: Bei 71 Prozent von 222 ausgewerteten Zählstellen waren heuer weniger Pkw unterwegs als im 3. Quartal 2021, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt.
Fahrten eingespart
Bei jeder 5. Zählstelle ging der Verkehr um über fünf Prozent zurück. „Was bereits Umfragen ergeben haben, zeigt sich nun auch bei den Daten der Zählstellen: Ein Teil der Autofahrerinnen und Autofahrer hat auf die gestiegenen Spritpreise reagiert und beispielsweise Autofahrten auf öffentliche Verkehrsmittel verlagert oder Fahrgemeinschaften gebildet“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.
Da es im Jänner 2021 einen Lockdown gab, liegt der Autoverkehr heuer in Summe der drei Quartale noch über den Werten des Jahres 2021, bis zum Jahresende wird sich das mit hoher Wahrscheinlichkeit ändern, erwartet Schwendinger.
425.000 Autos weniger auf A23
Beim am stärksten befahrenen Autobahnabschnitt, der A23 Höhe Donauinsel, waren von 1. Juli bis 30. September mit 15,2 Millionen um rund 425.000 Pkw weniger unterwegs als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, informiert der VCÖ. Auf der A1 bei Traun ging der Autoverkehr um rund 306.000 Pkw zurück, auf der A2 bei Bad Vöslau um 507.000, auf der A12 bei Hall um rund 193.000 und auf der A14 bei Feldkirch um 83.000 Pkw, so ein paar weitere Beispiele.
Verkehrsbelastung bleibt hoch
Auch wenn auf vielen Abschnitten der Verkehr zurückgegangen ist, die Verkehrsbelastung ist nach wie vor sehr hoch. „Lärm und Schadstoffe belasten die Gesundheit der Anrainerinnen und Anrainer, der hohe CO2-Ausstoß belastet Umwelt und Klima. Österreich kann seine Klimaziele nur erreichen, wenn es künftig weniger Autofahrten gibt. Dafür braucht es zusätzliche Maßnahmen“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.
Busspuren auf Autobahnen?
Österreichs Ballungsräume benötigen zusätzliche öffentliche Verkehrsverbindungen, einerseits auf bestehenden Strecken, andererseits sind neue Angebote zu schaffen, fordert der VCÖ. Schwendinger erläutert: "International bewähren sich so genannte Bus-Rapid-Transport-Systeme, also S-Busse, die vom Umland in die Städte fahren und dabei eigene Busspuren auch auf den Autobahnen haben.
Ein einziger Bus mit 80 Insassen ersetzt bei durchschnittlichem Besetzungsgrad 70 Pkw und reduziert damit deutlich sowohl den CO2-Ausstoß als auch den Platzverbrauch. Stehend ergeben 70 Pkw eine rund 400 Meter lange Autoschlange, fahrend benötigen sie natürlich noch mehr Platz.“
Mobilitätsmanagement ausbauen
Laut VCÖ ist zudem das Potenzial des betrieblichen Mobilitätsmanagement stärker zu nutzen. Einige Unternehmen, wie beispielsweise Blum in Vorarlberg, Infineon in Kärnten, Boehringer-Ingelheim in Wien, Berger-Logistik in Tirol oder Püspök im Burgenland haben mit Maßnahmen wie Öffi-Jobticket, Jobrad und Bewusstseinsaktionen erreicht, dass mehr Beschäftigte mit Bahn, Bus oder Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit kommen.
Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise fordert der VCÖ ein verpflichtendes Mobilitätsmanagement für alle Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten.
An 20 Prozent der Messstellen ging der Autoverkehr um über fünf Prozent zurück, an über 50 Prozent der Messstellen um bis zu fünf Prozent. Hier waren im 3. Quartal die meisten Pkw unterwegs (Kfz < 3,5 t im Juli bis September 2022, in Klammer Änderung zum 3. Quartal 2021), Quelle: VCÖ und Asfinag
A23 Donauinsel: 15,25 Millionen (minus 425.500, minus 2,7 Prozent)
A23 Praterbrücke: 14,97 Millionen (minus 251.800, minus 1,6 Prozent)
A2 Schönbrunner Allee: 13,69 Millionen (minus 616.900, minus 4,3 Prozent)
A23 Hanssonkurve: 10,76 Millionen (minus 248.600, minus 2,3 Prozent)
A22 Brigittenauer Brücke: 9,77 Millionen (plus 459.800, plus 4,9 Prozent)
A2 Münchendorf: 9,58 Millionen (minus 682.500, minus 6,6 Prozent)
A1 Traun: 9,54 Millionen (minus 306.700, minus 3,1 Prozent)
A22 Fännergasse: 9,47 Millionen (plus 277.100, plus 3,0 Prozent)
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