Spionagefall Ott: Geheimdienst-Laptop unter Elektroherd versteckt

Spionagefall Ott: Geheimdienst-Laptop unter Elektroherd versteckt
Mindestens fünf derartige Laptops soll es geben. Drei davon besaß laut eigenen Angaben Ott selbst, der sich nun als Journalist bezeichnet.

Als die Polizei am Karfreitag (29. März 2024) an den Adressen des mutmaßlichen Spions Egisto Ott in Kärnten und Wien eintraf und die Wohnsitze stundenlang durchsuchte, wurden die Ermittler fündig: In einem Regal der Villa von Ott in der 6.000-Einwohner-Gemeinde Paternion entdeckten sie etwas Besonderes: Einen sogenannter SINA-Laptop, der für streng geheime Kommunikation zwischen Geheimdiensten und Behörden gedacht ist.

Es sollte nicht der einzige bleiben. Als die Beamten um 8.19 Uhr die Wiener Wohnung von Ott in Wien-Leopoldstadt betraten, fanden sie einen weiteren Laptop. Dieser war in einem Versteck untergebracht - und zwar in der Küchensockelleiste unter dem Elektroherd. Er war originalverpackt. Laut Otts Angaben habe er ihn deshalb versteckt, weil schon mehrfach bei ihm eingebrochen worden sei.

Die sichergestellten Laptops werden nun kriminaltechnisch untersucht.

Warum das so brisant ist? Ott soll zumindest einen derartigen Laptop (die Herkunft und welche sensiblen Information darauf waren, ist unklar. Es dürfte sich aber um Informationen eines europäischen Staates handeln) im Jahr 2022 in einer Wohnung in Floridsdorf an russische Spione übergeben und im Gegenzug 20.000 Euro erhalten haben. Diese verschifften den Laptop, getarnt unter Weihnachtsgeschenken, bis zur Zentrale des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB in Moskau. Im Hintergrund soll Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek die Fäden gezogen haben. Er  befindet sich auf der Flucht.

Ott, der Journalist

Neue Ermittlungsakten, die dem KURIER nun vorliegen, belegen eindeutig, dass Ott zumindest von fünf dieser SINA-Laptops wisse und laut seinen eigenen Aussagen drei in seinem Besitz waren. Wie in den Ermittlungsakten zu lesen ist, soll sich einer davon im Ausland befinden - allerdings nicht in Russland. Einen weiteren soll ein Mitarbeiter haben. Einen weiteren besitze ein Journalist in Österreich. Wieso? Otts Erklärung: Weil man gemeinsam investigativ-journalistisch tätig sei. 

 

Infolge berief sich Ott auf das Mediengesetz und wollte keine weiteren Angaben machen.

Erklärungen lieferte der ehemalige BVT-Beamte allerdings zu jenen drei BMI-Handys, die nach einem Bootsunfall im Jahr 2017 verschwunden waren. Er gibt zu, diese in Kärnten in seinem Besitz gehabt zu haben, will sie aber mit einem Fäustel zerschlagen und danach im Müll entsorgt haben. 

Das entspricht nicht den Ermittlungsergebnissen der AG Fama. Laut diesen sollen die Handys im Juni 2022 in der Wohnung in Floridsdorf an einen Mittelsmann übergeben und nach Moskau transportiert worden sein. 

Was noch gefunden wurde

In Kärnten wurde neben dem Geheim-Laptop noch allerlei Sonstiges entdeckt. Darunter ein Verschlussakt zur Muslimbruderschaft, ein kleines Spionagelexikon, Verschluss-Unterlagen über die Volksrepublik China oder eine Personenliste des MI6 (britischer Geheimdienst, Anm.)

Bei seiner Festnahme am Karfreitag in Paternion, bei der allein 13 Cobra-Beamte hinzugezogen wurden, soll sich Ott nicht allzu kooperativ verhalten haben. Laut Amtsvermerk beschimpfte er die einschreitenden Beamten. "Vor allem, das mochts jetzt an einem Freitag, dann könnts wieder von Freitag bis Montag hackeln und sche 200-prozentige Überstunden schreiben. Des is typisch." Weiters soll er sie als Idioten beschimpft haben. Im Anschluss trat er in den Hungerstreik.

Rückkehr eines alten Bekannten

In den Ermittlungsunterlagen taucht überraschend der Name eines weiteren Beschuldigten auf: Anton H., seinerzeit BVT-IT-Techniker und jener Mann, der die Handys, die beim Bootsunfall ins Wasser gefallen waren, "reparieren" sollte. Ott kennt er seit gut 25 Jahren. Ihm soll er schließlich die Handys, die hochrangigen Innenministeriums-Mitarbeitern gehörten, übergeben haben.

Laut neuen Ermittlungsakten wird gegen H. nun offenbar erneut ermittelt. Damit sind bereits vier einstige Verfassungsschützer in Österreichs größtem Spionageskandal als Beschuldigte geführt:

Ott, sein einstiger Vorgesetzter und Flüchtiger Martin Weiss, IT-Techniker Anton H. und ein mittlerweile pensionierter Mitarbeiter des Verfassungsschutzes Wien.

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