Spaß und Gefahr auf zwei Rädern

E-Bikes werden beliebter. Allerdings kommt es immer wieder zu Unfällen.
750.000 E-Bikes fahren durch Österreich. Kurse für Senioren sollen künftig Unfälle vermeiden.

Zwei Arbeiter eilen einem Mann zur Hilfe, der bewusstlos und schwer verletzt auf der Straße liegt, neben ihm ein Elektrofahrrad. Beim derzeitigen E-Bike-Boom eine Szenerie, mit der Ersthelfer immer häufiger konfrontiert sind.

Jüngst etwa Dienstagnachmittag: Eine Frau, die mit ihrem E-Bike auf der Zeinisalpe im Gemeindegebiet von Galtür (Tirol) unterwegs war, stürzte. Da die 47-Jährige aufgrund ihrer Verletzung mit dem E-Bike nicht mehr weiterfahren konnte, bat ihr ein Deutscher, der Augenzeuge des Unfalls war, an, es in die nächste Ortschaft zu bringen. Dabei kam es zu einem weiteren Unfall: Der Mann dürfte mit dem E-Bike von der Fahrbahn abgekommen sein. Er stürzte, stieß mit dem Kopf gegen einen Stein und blieb bewusstlos liegen.

Ausrüstung überprüfen
Wie bei fast jedem Sport sollte man auch das Fahrrad und die Ausrüstung vor Gebrauch überprüfen. Besonders ein Test der Bremsen ist laut Fahrradexperten empfehlenswert. Vor allem bei Elektrofahrrädern sollte man sich vor der Fahrt mit dem Fahrrad (Gewicht, Schaltung, Bremsweg) vertraut machen

Blickkontakt suchen
An Radfahrerüberfahrten wird empfohlen, sich langsam zu nähern, und den Augenkontakt zum Autofahrer zu suchen. Je langsamer die Geschwindigkeit, desto eher wird man auch gesehen. An ungeregelten Radfahrerüberfahrten gilt ein gesetzliches Limit von 10 km/h

Blick über die Schulter
Um zu vermeiden, dass man Fußgänger oder andere Radfahrer übersieht, sollte beim Abbiegen immer ein Blick nach links und rechts sowie auch über die Schulter geworfen werden

Immer wieder kommt es mit E-Bikes zu Unfällen, bei denen Menschen schwer verletzt werden oder gar sterben. Laut den aktuellesten Daten des Innenministeriums verunglückten im Jahr 2018 40 Radfahrer auf Österreichs Straßen tödlich. 17 davon – also 42,5 Prozent – waren E-Biker.

Auch wenn die Zahlen 2019 etwas zurückgingen (32 Todesopfer, davon 9 mit Elektrofahrrädern) ist das Gefahrenpotenzial nach wie vor hoch. Denn die Verkäufe von E-Bikes sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen: Wurden 2010 noch 20.000 E-Bikes verkauft, waren es 2019 bereits 170.000.

Schneller und weiter

Etwa 750.000 Elektrofahrräder sind in Österreich unterwegs. Rund jedes dritte verkaufte Fahrrad ist somit bereits mit einem Motor ausgestattet.

Am Mittwoch betonte Oberösterreichs Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) daher: „Diese Fakten zeigen, dass das E-Bike mittlerweile ein wichtiger Mobilitätsbaustein ist. Jede neue Mobilitätsform birgt aber Gefahrenpotenziale, die es zu berücksichtigen gilt.“

E-Bikes sind deutlich schneller als gewöhnliche Fahrräder, sie haben längere Bremswege und einen weiteren Kurvenradius. 25 Kilometer pro Stunde darf ein E-Bike maximal fahren. Das sind im Schnitt 3,4 km/h mehr als bei herkömmlichen Rädern.

Höheres Verletzungsrisiko

Für Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, ein Faktor, der vor allem Fußgänger gefährdet: „Ein höheres Geschwindigkeitsniveau von Radfahrern bedeutet eine geringere Kompatibilität mit dem Fußgängerverkehr.“ Wichtig sei, den Radverkehr künftig häufiger getrennt vom Fußgängerverkehr zu führen.

Auch das Verletzungsrisiko steige durch die erhöhte Geschwindigkeit. Zudem nutzen gerade ältere Verkehrsteilnehmer gerne Elektrofahrräder – Verletzungen haben bei ihnen aber häufig schwerwiegende Folgen.

Dennoch: Bei allen Gefahren haben E-Bikes auch reichlich Erfreuliches zu bieten. Dadurch, dass man weitere Strecken zurücklegen kann, bieten sie mehr Unabhängigkeit. Auch längere Strecken sind weniger anstrengend als mit gewöhnlichen Fahrrädern, und eventuell können sich sogar Bewegungsmuffel motivieren, ab und zu aufs Fahrrad zu steigen. Nicht zuletzt profitiert auch die Umwelt – wird das E-Bike doch oft als Autoersatz genutzt.

Übung macht den Meister

Damit künftig noch mehr Menschen sicher mit E-Bikes unterwegs sind, hat das Land Oberösterreich nun mit mehreren Partnern eine neue Initiative gestartet. Die Devise: Übung macht den Meister. Geboten werden kostenlose E-Bike-Kurse für Senioren. Damit Unfälle – wie etwa jener des hilfsbereiten Deutschen – in Zukunft hoffentlich ausbleiben.

Informationen online unter: land-oberoesterreich.gv.at/ebikebonus

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