Damit es auf dem E-Bike rund läuft
„Traut’s euch.“ Jürgen Puchers Botschaft an seine Gruppe ist simpel: „Aktiv bleiben, auch wenn man älter wird. Radfahren ist da ganz wichtig.“
20 Grazer radelten Freitagnachmittag zu einem speziellen Kurs: Geschicklichkeitstraining, Kurven fahren, plötzliches Bremsen, speziell auch für E-Bike-Fahrer. Die jüngste Teilnehmerin an dem vom Verkehrsressort der Stadt Graz finanzierten Kurs war 67 Jahre, der älteste Teilnehmer 86. „Das E-Bike ist ein bedeutender Faktor, wenn es darum geht, Senioren wieder auf das Fahrrad zu bekommen“, betont Arne Öhlknecht, der gemeinsam mit Pucher das Training leitete. „Es gibt gerade ihnen die Chance, in Bewegung und mobil zu bleiben.“
Nicht unterschätzen
Doch der (Wieder-)Einstieg in den Radfahralltag sollte geübt werden. Vor allem dann, wenn man E-Bikes nicht gewohnt ist. Sie erleichtern zwar das Vorankommen dank ihres Motors, sind aber dadurch schneller und schwerer. Viele Umsteiger unterschätzen vor allem ihren Schub beim Anfahren oder Bergabfahren. Jakob Pircher will genau das probieren, bevor er sich ein E-Bike zulegt. „Noch geht’s so“, schmunzelt der 78-Jährige. „Aber vielleicht brauch’ ich ja einmal eines.“
Damit wäre Pircher nicht alleine. In Österreich sind laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) bereits rund 500.000 E-Bikes unterwegs, Tendenz steigend. Aus Vorarlberg liegt auch eine Statistik zur Altersverteilung der E-Bike-Fahrer vor: 18 Prozent sind zwischen 50 und 64 Jahre, gefolgt von den über-65-Jährigen mit 15 Prozent und der Gruppe der 35- bis 49-Jährigen (elf Prozent), der Rest verteilt sich auf andere Altersgruppen. „Es kann davon ausgegangen werden, dass das österreichweit ähnlich ist“, heißt es beim VCÖ.
Im Verkehrsgarten des ÖAMTC in Graz üben die Senioren, einige auf ihren eigenen E-Bikes, andere mit geborgten. Jürgen Pucher und Arne Öhlknecht halten ihr Programm so praxisnahe wie möglich: An- oder Überfahren von Gehsteigkanten, Transportieren von Einkäufen, abruptes Anhalten vor einem Hindernis. „Es ist schon so, das wir einige Teilnehmer haben, die nach einem Sturz unsicher sind“, beschreibt Öhlknecht. „Hier bekommen sie wieder mehr Selbstsicherheit.“
Begleitung und Unterstützung seien nötig, nicht nur im Umgang mit der ungewohnten Technik eines E-Bikes, überlegt Pucher. „Ein Kind fällt hin, steht auf und macht es einfach noch einmal. Im Alter überlegt man sich oft, es noch einmal zu probieren, und lässt es sein.“
Der erste Kurs in Graz war rasch ausgebucht; bei bestehendem Interesse würde die Stadt weitere finanzieren. Pucher hofft, dass auch Gemeinden darüber hinaus einsteigen. „Das wäre gerade in Regionen wichtig, wo es ein bisschen hügeliger ist, wo ein E-Bike helfen kann“, betont Pucher. „Wir wollen der älteren Generation das Gefühl vermitteln: Ihr seid’s dabei, ihr seid’s aktiv.“
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