Sollte der negative Führungsstil erneut auftreten, wollten sich die Mitarbeiter erneut an den Betriebsrat wenden.
Im Herbst 2021 teilte R. der Geschäftsführung mit, dass er wieder nach Wien zurückkehren werde. Damals soll dem Bereiter von der Führung der Hofreitschule eine Selbst-Kündigung nahgelegt worden sein, was er ablehnte. Mit 1. März 2022 nahm er Gebrauch von seinem Rückkehrrecht nach Wien.
Doch schon am 23. Februar 2022 war in Piber - ohne ihn -ein erneutes Protokoll verfasst worden, dass es „vermehrt zu sexistischen Aussagen“ durch R. gekommen sein soll. So soll er zu einem weiblichen Reitlehrling Folgendes gesagt haben: „Du brauchst keinen bestimmten Sattel, Du hast eh keinen Arsch.“ Und: „Du hast die perfekte Reiterfigur, keinen Arsch und keine Titten.“ Jochen R. wurde aber damals mit den Vorwürfen nicht konfrontiert. Heute räumt er ein, den ersten Satz tatsächlich gesagt zu haben, den zweiten bestreitet er. Im März 2022 sollen interne Erhebungen der Hofreitschule weitere Vorwürfe gegen Jochen R. ans Tageslicht gebracht haben. R. wurde von einem Kollegen sogar gewarnt, „dass sich etwas gegen ihn zusammenbraue“.
So erhob eine Betriebsrätin am 24. März 2022 neue Vorwürfe gegen den Bereiter, die derart ungustiös sind, dass sie der KURIER nicht wiedergeben kann. Doch diese verbale Entgleisung soll schon im März 2021 stattgefunden haben. Damit war aber das Fass für die Reitschule offenbar zum Übergelaufen gebracht worden. Am 25. März 2022 wurde der Bereiter zu einem Gespräch mit der Geschäftsführung geladen und dabei wurde ihm die fristlose Entlassung ausgesprochen.
„Die weiteren ihm zur Last gelegten angeblichen Äußerungen hat Jochen R. nicht getätigt und taugen sohin ebenso wenige für die Rechtfertigung der Entlassung“, schreibt Rs Anwalt Dominik Konlechner an das Gericht. Bis zu seiner Entlassung sei R. nie mit konkreten Vorwürfen der sexuellen Belästigung konfrontiert worden. In Wahrheit würden die Entlassungsgründe nur vorgeschoben sein.
„Die Verwendung des Wortes Arsch war im allgemeinen Jargon im Gestüt Piber weder an sich ehrverletzend noch außergewöhnlich und es war der Bereiter keineswegs der Einzige, der sich dieser wenig distinguierten Wortwahl bediente“, behauptet Rs Anwalt Konlechner in einem weiteren Schriftsatz. Es habe auch nie eine arbeitsrechtliche Verwarnung gegeben. „Die Entlassung ist die günstigste Form, einen renitenten, schwierigen und nicht gewünschten Mitarbeiter loszuwerden, denn man erspart sich eine immense Abfertigung“, sagt Konlechner zum KURIER. „Es gibt einzelne Beschwerden über ihn, die aber keine Entlassungsgründe sind.“
Konlechner glaubt auch, dass Rs Entlassung mit der Causa Marihart in Verbindung stehen würde. In dem Fall um die Ausbildung des Privatpferdes der Tochter des ehemaligen Hofreitschule-Aufsichtsrats Johann Marihart, wird gegen Marihart, die Ex-Geschäftsführerin Elisabeth Gürtler, einen Geschäftsführer wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Die Vorwürfe werden bestritten. Bereiter R. wurde in dieser Causa in einer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft als Zeuge angeführt.
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