"Wir hätten es ganz anders erwartet, aber wir sind sehr zufrieden", sagt Zells Tourismus-Direktorin Renate Ecker. "Wir sind positiv überrascht, wie viel los ist", erzählt Hansjörg Schandlbauer vom Hotel Lebzelter. "Die Fahrgastzahlen sind sehr zufriedenstellend", heißt es auch von den Gletscherbahnen in Kaprun.
Wer dieser Tage in Zell am See unterwegs ist oder auf den Straßen rund um die Pinzgauer Bezirkshauptstadt fährt, merkt, dass Hauptsaison ist. Es ist einiges los. In der Fußgängerzone drängen sich die Massen, auf den Straßen gibt es wie üblich Staus. Fast könnte man meinen, dass sich jetzt, zur Hauptsaison, nicht viel verändert hat.
Wer Zell am See kennt, sieht aber bald, dass etwas anders ist als sonst. Und das liegt ausnahmsweise nicht an den vereinzelten Schutzmasken-Trägern. Das Zeller Stadtbild dominierten in den vergangenen Jahren viele Gäste aus dem arabischen Raum. Die Lage direkt am See, im Durchschnitt 216 Regentage jährlich, Gletscher und Krimmler Wasserfälle in direkter Umgebung machen die Region für die Gäste aus Wüstenstaaten zum gelobten Land.
Zell reagierte schnell
Dieses gelobte Land ist heuer wegen der Einreisebeschränkungen aus Nicht-EU-Ländern für arabische Gäste kaum zu erreichen. Die Sorge vor einer sehr schwachen Sommersaison war deshalb in der Region groß. Der Urlauberschichtwechsel der etwas anderen Art dürfte aber gelungen sein.
"Wir stehen jetzt bei 75 Prozent der Nächtigungen im Vergleich zum Vorjahr. Das Vorjahr war ein sehr, sehr gutes Jahr", sagt Tourismusdirektorin Ecker. "Wir haben mit dem Lockdown alle internationalen Kampagnen gestoppt und das Werbebudget für den Sommer auf Österreich und Deutschland konzentriert. Das haben wir viel schneller umgesetzt als andere Regionen", erzählt sie.
1,3 Millionen Nächtigungen
verzeichnete die Region Zell am See-Kaprun in der Sommersaison 2019.
75 Prozent
des Volumens des vergangenen Jahres erreichte die Region im heurigen Juli in etwa bereits wieder.
79 Prozent
der Gäste kamen im Juli des heurigen Jahres entweder aus Österreich oder Deutschland.
Das hat sich offenbar ausgezahlt. Im Juli stieg der Anteil der Österreicher an den Zeller Gästen im Vergleich zum Vorjahr von 14 auf 36 Prozent, der Anteil der deutschen Gäste nahm von 28 auf 43 Prozent zu. Das heißt, knapp 80 Prozent der Gäste kommen aus Österreich und Deutschland, also aus der näheren Umgebung.
Im vergangenen Sommer war es noch nicht einmal die Hälfte. "Wir haben praktisch gleich viel Geschäft wie vergangenes Jahr, nur das Publikum ist ein anderes", erzählt Barbara Scheicher, die direkt an der Zeller Seepromenade einen Bootsverleih betreibt.
See statt Algarve
"Wenn hier Platz ist, dann rutsche ich", kündigt währenddessen ein deutscher Tourist in der "Gletscherwelt" auf dem Kitzsteinhorn an. Als die Bahn dann frei ist, rutscht er unter Gelächter in Halbschuhen einen kurzen Schneehang hinunter. Das ewige Eis ist für Deutsche nicht ganz so exotisch wie für Besucher aus der Wüste, es kommt aber offenbar trotzdem gut an.
Viele Gäste, die nun den Zeller See bevölkern, hatten im Winter vermutlich noch keine Idee davon, den Sommerurlaub in den Salzburger Bergen zu verbringen. Auch Thomas Zierhofer aus Bayern ist es so gegangen. "Wir wollten heuer eigentlich in Portugal Urlaub machen", erzählt er. Aufgrund der Corona-Situation habe man sich dann aber kurzfristig für ein näherliegendes Ziel entschieden.
Er ist mit seiner Familie zum ersten Mal in Zell am See. Eltern und Kindern gefällt es prinzipiell gut in der Region. "Uns wundert nur, wie wenige Leute hier mit Maske unterwegs sind", sagt Zierhofer. "Dabei war Österreich am Anfang der Krise ja besonders streng." Die jüngsten Corona-Fälle in Kaprun und im Casino Zell am See hätten ihn und seine Familie leicht verunsichert und führten zu größerer Vorsicht. "Man schaut, dass man keine Menschenmassen ansteuert", erklärt der Familienvater.
Laut den Touristikern gibt es bisher aber kaum negative Rückmeldungen von Gästen aufgrund der jüngsten Fälle. Man setzt mit sanftem Druck auf die freiwilligen Tests der Tourismusmitarbeiter. In der Region werden 600 Mitarbeiter wöchentlich getestet, das sind immerhin zehn Prozent aller Tests bei Tourismusmitarbeitern im Land Salzburg. Wer ein fast gänzlich neues Publikum begrüßt, will sich keinen Fehltritt erlauben.
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