Burkaverbot: Manche Touristen kommen deshalb nicht mehr
Jahrelang waren sie ein beliebtes Sommer-Gesprächsthema bei Salzburgern und für eine Zeit lang auch ein innenpolitisches Thema. Arabische Touristen in „Selamse“, wie sie selbst zur Pinzgauer Bezirkshauptstadt Zell am See sagen. Die Gäste aus dem Mittleren Osten wurden laut Tourismusstatistik immer mehr.
Erstmals seit die Gästegruppe gesondert ausgewiesen wird, sind die Ankünfte und Nächtigungen im vergangenen Sommer zurückgegangen. Das Minus betrug bei den Nächtigungen im Sommer 2018 im Bundesland 5,4 Prozent. Die jüngsten vorliegenden Zahlen aus Zell am See widersprechen diesem Trend. Im Mai und Juni, den ersten beiden Monaten der Sommersaison, gab es aus den arabischen Ländern einen kräftigen Nächtigungszuwachs um zwei Drittel.
Selbst für eine vorläufige Bilanz ist es allerdings deutlich zu früh. Bei einem KURIER-Lokalaugenschein in Zell am See in dieser Woche waren deutlich weniger arabische Touristen unterwegs als in vergangenen Jahren. Sie sind eine von mehreren Touristengruppen und prägen das Stadtbild nicht mehr so stark wie noch vor wenigen Jahren.
Stadtpolizei mit Wirkung
In einem anderen Bereich hat es dagegen einen deutlichen Anstieg gegeben: Bei Organmandaten wegen des Anti-Gesichtsverhüllungsgesetzes, das als Burkaverbot bekannt wurde, und arabischen Touristinnen sogar eine Nebenrolle in der österreichischen Innenpolitik einbrachte. Aktuell hat die Zeller Polizei in 228 Fällen Organmandate verhängt. Das entspricht bereits fast dem Niveau des gesamten Jahres 2018.
Damals gab es 231 Organmandate. Das liegt aber weniger daran, dass nur mehr besonders konservative arabische Touristinnen nach Zell am See kommen würden. Der Grund dafür ist die neu eingeführte Zeller Stadtpolizei, die seit Ende des vergangenen Jahres patrouilliert. „Die sind täglich unterwegs. Der Großteil der Organmandate wird von ihnen verhängt“, erklärt Bezirkspolizeikommandant Kurt Möschl.
Ob es einen Zusammenhang zwischen den steigenden Strafen für Touristinnen und dem Rückgang der Gästezahlen gibt, ist schwer zu beurteilen. Mujib, der aus Dubai kommt und in Zell dieser Tage seinen Urlaub verbringt, sieht schon einen Zusammenhang. Ihn selbst stört das Verbot nicht, seine Frau ist ohne Gesichtsschleier unterwegs.
„Problem für Moslems“
„Einige Leute aus meiner Familie kommen aber deshalb nicht mehr her oder bleiben in Deutschland“, sagt der Tourist. In Deutschland gebe es kein derartiges Verbot. Das Verschleierungsverbot ist bei arabischen Gästen in Österreich offenbar Thema. „Es ist ein Problem für Moslems“, sagt Mujib.
Die Zeller haben dagegen von diesem Thema inzwischen genug. Kaum jemand will sich noch dazu äußern, wenn dann nur ohne Namen und ohne Foto. Wie sich der Andrang entwickelt, ist selbst für Einheimische schwer festzustellen. „Es sind genauso viele wie immer“, sagt ein Unternehmer in einem zentralen Geschäft. „Es sind extrem viele weniger“, meint dagegen ein Hotelier im Zentrum. Bezirkspolizeikommandant Möschl glaubt, dass der größte Andrang noch bevorsteht. „Im August werden wieder viele kommen“, habe er von Touristikern gehört.
Laut dem Zeller Unternehmer wüssten viele arabische Touristen, dass eine Gesichtsverschleierung hierzulande verboten ist. „Wir haben zarte Versuche unternommen, unsere Kunden darauf hinzuweisen, dass sie den Schleier abnehmen müssen, da ihnen sonst eine Strafe droht. Manche nehmen ihn ab, geben ihn aber dann sofort wieder hinauf“, erzählt er.
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