Söders Aufruf zum Skiboykott empört auch in Salzburg

Söders Aufruf zum Skiboykott empört auch in Salzburg
Bayerns Ministerpräsident hatte wegen Tiroler Fahrverboten davon abgeraten, in Österreich Urlaub zu machen.

Aufgrund der von der Tiroler Landesregierung angekündigten Fahrverbote für die Wintersaison hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch einen Ratschlag für seine Landsleute in Sachen Urlaubsplanung parat. „Offenkundig ist es so, dass in Tirol die Straßen so überfordert sind, dass der Skiurlaub dort wenig Sinn macht“, erklärte Söder im Landtag in München.

Das Foul am Nachbarn hat am Donnerstag bereits zu einem scharfen Konter von Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) geführt. Der bezeichnete die Aussage als "lächerlich" und spielte den Ball in Sachen Staus im Winterverkehr nach Bayern zurück.

"Größter Stau wegen Grenzkontrollen"

"Der größte Stau, den wir haben, ist durch die Grenzkontrollen, die absolut nicht nötig sind", richtet Tirols Landeschef seinem Amtskollegen in Bayern aus. Deutschland hatte zuletzt erneut die Kontrollen an der Grenze zu Österreich verlängert.

Doch Söder hat nicht nur die Tiroler verärgert. Immerhin hatte er auch eindringlich für ein Wintervergnügen im heimatlichen Bayern geworben und gemeint: „Warum ungewollt in Österreich Geld lassen, wenn man in Bayern ein herzliches Dankeschön bekommt?“.

Und so fühlen sich auch die Salzburger angesprochen. Söder habe wegen der Tiroler Abfahr-Verbote im Winter seine Landsleute dazu aufgerufen, keine Skiurlaube mehr in Österreich zu machen, hieß es von den Neos - Teil der Salzburger Dirndl-Koalition von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP).

"Söder kann ja Urlaub machen, wo er will."

"Die bayrischen Grenzkontrollen waren und sind für Salzburg eine große Belastung", erinnerte Neos-Klubobmann Josef Egger Söder. „Jetzt noch mit Tourismusboykott zu drohen, ist einfach nur ein ganz schlechter Stil und eine richtige Schnapsidee“, sagt NEOS-Salzburg Tourismussprecherin und Angestellte in einem Hotel in Zauchensee, Elisabeth Weitgasser.

„Es kommen jahrein jahraus viele deutsche Gäste zu uns nach Salzburg und verbringen sehr gerne ihren Urlaub bei uns. Sie sind mündig genug und können selbst entscheiden, wohin sie auf Urlaub fahren", meinte sie und erklärte: "Unsere deutschen Gäste sind jederzeit herzlich Willkommen. Herr Söder kann ja Urlaub machen, wo er will."

"Äußerung ist inakzeptabel"

"Die Söder-Äußerung ist inakzeptabel", schlug Gerald Forcher, Tourismussprecher der Salzburger SPÖ in dieselbe Kerbe. Derartige Boykottaufrufe seien Schnapsideen.

„Was können die Beschäftigten im Tourismus und die Hotellerie dafür, wenn die bayerische Regierung auf sinnlose Grenzkontrollen beharrt, dadurch der Ausweichverkehr in Salzburg und in Tirol für die Einheimischen unerträglich wird und der Lkw-Verkehr gesundheitsgefährdende Ausmaße annimmt", meint Forcher.

Haslauer kalmiert

Aus dem Büro von Landeshauptmann Haslauer kamen kalmierende Worte. "Wir sehen die Kritik primär Richtung Tirol gerichtet und gehen davon aus, dass die deutschen Gäste weiterhin gerne nach Österreich kommen, um ihren Winterurlaub zu genießen", sagte ein Sprecher Haslauers. In Salzburg sind anders als in Tirol im Winter entlang der Tauernautobahn keine Abfahrverbote geplant.

"Wir sehen das deshalb etwas unaufgeregter. Wenn weitere Boykottaufrufe kommen, werden wir mit unseren bayrischen Freunden das Gespräch suchen", erklärte der Sprecher.

Kommentare