So erlebte Österreichs oberster Polizist den Terroranschlag

So erlebte Österreichs oberster Polizist den Terroranschlag
Franz Ruf spricht im Interview über die dramatischen Stunden in Wien, die Kritik an der Exekutive und die Zukunft des BVT.

KURIER: Herr Generaldirektor Ruf, welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als Sie am 2. November erfuhren, dass es in Wien zu einem Terror-Anschlag gekommen ist?

FRANZ RUF: Das waren viele Gedanken gleichzeitig. Zuerst natürlich: Wie bekommen wir die Lage in den Griff? Wie verhindern wir noch mehr Opfer? Dann eine ganze Bandbreite von Überlegungen zu vergleichbaren Anschlägen im Ausland. Wie kann man das hier anwenden, auf was müssen wir noch gefasst sein? Und immer im Hinterkopf bei allen Überlegungen: das Denken an die Opfer.

Welche Aufgabe hatten Sie in dieser Situation?

Das Wichtigste ist Übersicht bewahren, schauen, dass die Kollegen ihre Arbeit machen können und erst dann eingreifen, wenn man sieht, dass schnell irgendwelche Hindernisse aus dem Wege geräumt werden müssen. Wobei das nie notwendig war: Das sofortige Eingreifen aller in der Nähe befindlichen Polizisten und die schnelle Ausschaltung des Attentäters waren vorbildlich. Nach dem unmittelbaren Anschlag müssen dann unverzüglich Ermittlung starten, Mittäter eruiert und vor allem weitere Gefahren gebannt werden.

Wie kann man in das erste allgemeine Chaos Ruhe bringen?

Selbst Ruhe bewahren und diese Ruhe auch ausstrahlen. Vor allem aber auch auf solchen Szenerien vorbereitet sein und sie regelmäßig üben. Beim Anschlag in Wien hat man gesehen, dass wir da sehr gut aufgestellt sind – von der Führung bis zu den Polizisten auf Streife.

Dass die ersteintreffenden Beamten kein Sturmgewehr bei sich hatten, sorgte auch für Kritik bei der Polizei-Gewerkschaft. Wird nachgerüstet?

Allein der Wiener Polizei stehen mehr als 1.000 Sturmgewehre zur Verfügung, aber die ersteintreffenden Polizisten waren zu Fuß unterwegs und hatten nur die Pistole bei sich. Ganz wichtig und besonders herauszustreichen: Trotzdem haben diese Polizisten – einer von ihnen wurde dabei schwer verletzt – sofort den Täter konfrontiert. Das hatte zur Folge, dass der Täter schon drei Minuten nach dem ersten Notruf immer wieder von Polizisten gestellt wurde, sich sein Bewegungsspielraum massiv verkleinerte und er keinen Schaden mehr für die Zivilbevölkerung anrichten konnte.

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