Smart Home: Das digitale Haus schreckt Ganoven ab

Eine Person bedient ein Tablet zur Steuerung eines Smart Homes.
In Österreich werden immer weniger Einbrüche verzeichnet – das liegt laut Polizei auch an neuen Technologien.

In Österreichs Häusern und Wohnungen findet eine technologische Wachablöse statt.

Das digitale „Smart Home“ hat bei Neubauten und Wohnungssanierungen die klassische Alarmanlage längst ausgebootet. Die neuen digitalen Möglichkeiten zur Sicherung von Häusern und Wohnungen spiegeln sich nun auch äußert positiv in der Kriminalstatistik wieder: Noch nie ist es Einbrechern in Österreich so schwer gefallen, an Geld, Gold oder teure Uhren zu kommen.

Während im Jahr 2009 noch 21.113 Einbrüche und Einbruchsversuche stattgefunden haben, so hat sich diese Zahl 2018 mit 9.784 Coups mehr als halbiert.

In 46,5 Prozent der angezeigten Fälle (4.548) scheiterten die Einbrecher sogar kläglich dabei, an fremdes Eigentum zu gelangen. „Diese Tatsache geht meist mit dem guten Eigenschutz und den richtig gesetzten Präventionsmaßnahmen einher“, heißt es dazu aus dem Bundeskriminalamt.

Verriegeln und Entriegeln einer Tür mit einer App auf einem Smartphone.

Heute schon möglich: Türen mit dem Handy versperren

Einen wesentlichen Anteil daran hat der Trend zum so genannten Smart Home, wie Andreas Bandion von der Abteilung Kriminalprävention des Landeskriminalamtes Niederösterreich weiß. Mit Smart Home ist die digitale Vernetzung von Haustechnik und Haushaltsgeräten in Kombination mit Kameras und Bewegungsmeldern gemeint.

Porträt eines Mannes mit Brille, rotem Bart und blau gestreiftem Hemd.

Andreas Bandion

Gerade bei Neubauten wird Haus- und Wohnungsbesitzern die Möglichkeit gegeben, mit ihrem Handy die Heizung, das Licht, die Jalousien oder jede Art von Kameraüberwachung von jedem beliebigen Ort der Welt aus via Internet anzusteuern.

Am Sandstrand

Die Technologie ermöglicht es, beispielsweise aus dem Urlaub in Thailand per Smartphone die Rollläden herunter zu lassen, oder die Gartenbeleuchtung einzuschalten. „Nähert sich eine Person der Eingangstüre, dann kommt es schon zur Benachrichtigung am Handy. Man kann über die App jede Kamera im Haus ansteuern“, schildert Sicherheitstechniker Patrick Irsigler von „Uhl Elektro“. Eine Anwesenheitssimulation gaukelt Einbrechern vor, dass jemand zu Hause ist.

Ein Mann sitzt an einem Tisch und betrachtet ein Tablet, das eine Überwachungskamera-Ansicht zeigt.

Patrick Irsigler

„Früher hat das zur Saison der Dämmerungseinbrüche die gute alte Zeitschaltuhr übernommen, mit der man das Licht angehen hat lassen, obwohl man nicht zu Hause war“, erklärt Ermittler Bandion. Heute schreckt man Einbrecher mit meist noch effektiveren, digitalen Möglichkeiten ab.

Laut Patrick Irsigler ist die Bandbreite groß. Zusammen mit dem Licht lässt sich beispielsweise mit dem Handy die Musikanlage oder der Fernseher einschalten, die Rollläden auf- und abbewegen oder der Staubsauger aktivieren. Bereits 400 solcher Systeme verkauft die Firma in Ostösterreich pro Jahr, die Hälfte davon an Privatkunden und die andere Hälfte an Firmen.

Spuren im Schnee

Laut Bandion ist aber auch das Smart-Home-System kein 100-prozentiger Einbruchsschutz. „Es gibt dabei schon ganz wichtige Punkte zu beachten“, erklärt der Kriminalbeamte.

Die beste Anwesenheitssimulation nutzt beispielsweise nichts, wenn sich aufgrund eines Urlaubs die Post im Postkasten türmt oder im Winter keine einzige Spur im Schnee zum Haus führt. „Da schnallt selbst der dümmste Einbrecher, dass niemand da ist.“

Ein Mann bedient eine Smartwatch mit Smart-Home-Steuerung; ein Tablet liegt im Hintergrund.

Smart Homes können auch mit Uhren gesteuert werden

Der Ermittler warnt außerdem vor technisch sehr gewieften Banden, die digitale Sicherheitssysteme hacken und die Technik so zu ihrem eigenen Vorteil nutzen können.

„Wenn ein Fremder mit einem einfachen Laptop die Eingangstüre aufsperren kann, oder Zugriff zu den Kameras im Haus bekommt, dann ist das gefährlich. Das Problem ist meistens eine ungesicherte Schnittstelle zum Internet“, erklärt Bandion.

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