Sichtungen von Bär und Wolf in Kärnten: Almbauern sind beunruhigt
Die Begeisterung über seine Entdeckung ist Jäger Helmut Furian nach wie vor anzuhören. Dem 54-Jährigen lief in der Nacht auf Dienstag ein Bär mit einer Schulterhöhe von 1,20 Meter vor die Wildtierkamera – gerade einmal 500 Meter Luftlinie entfernt von Völkermarkt. „Normalerweise sind in dem Gebiet Mountainbiker und Wanderer unterwegs“, erzählt Furian. Es dürfte in der Gegend laut Experten die erste Bärensichtung seit 40 Jahren gewesen sein.
Doch nicht nur der Bär gibt in Kärnten sein Comeback. In den vergangenen Wochen kam es zu auffällig vielen Wolfssichtungen: In Dellach im Gailtal soll ein ausgewachsener Hirsch von zwei Wölfen gerissen worden. In der Gemeinde Stockenboi (Bezirk Villach-Land) streifte ein Wolf am Haus eines Bauerns vorbei und in Obervellach, im Mölltal, soll ein Wolf für den Riss mehrerer Schafe unweit eines Campingplatzes verantwortlich sein.
Bereits im vergangenen Sommer hatten unzählige Almbauern Risse ihrer Nutztiere von Wölfen beklagt. Zu verhindern war dies kaum. Ende Jänner 2022 setzte das Land Kärnten einen entscheidenden Schritt:
Neue Kategorien: Risiko- und Schadwölfe
Den Beschluss der Wolfsverordnung. Diese ermöglicht nicht nur die Bejagung von sogenannten „Schadwölfen“, also jener Tiere, die auf Almen Schafe reißen, sondern auch die Jagd auf „Risikowölfe“, die sich wiederholt in Siedlungen vorwagen.
Doch hilft diese Verordnung wirklich? „Das ist das Maximale, was aus Sicht des Landes derzeit möglich ist“, sagt Josef Obweger, Obmann der Kärntner Almwirtschaft im KURIER-Gespräch. Grundsätzlich begrüße er die Verordnung, die nun für zwei Jahre lang gültig ist. „Aber sie wird wohl nicht reichen, um das Problem des Wolfes zu lösen“, sagt Obweger.
Mulmiges Gefühl für Almsaison
Besonders in Hinblick auf den Start der bevorstehenden Almsaison: „Ich habe ein mulmiges Gefühl, wenn ich an die Almsaison denke. Weil wenn es jetzt schon so viele Sichtungen von Wölfen gibt, was bedeutet das dann für unsere Tiere auf den Almen?“, fragt Obweger.
Kärntens Wolfsbeauftragter Roman Kirnbauer ist von der Häufung nur bedingt überrascht: „Angesichts der vielen Nachweise voriges Jahr, war dies zu erwarten. Wir stehen am Anfang einer Wiederbesiedlung durch den Wolf.“
Normalität statt Ausnahme
Sichtungen würden in Kärnten dann wohl nicht mehr zur Ausnahme, sondern zur Regel gehören. „Wenn es so weiter geht, wird eine gewisse Dichte an Wölfen zum Dauerzustand. Und der Wolf dadurch natürlich auch deutlich öfter sichtbar werden“, sagt Kirnbauer.
Wie sich dies auf die Almwirtschaft auswirkt, wird sich spätestens zwischen Ende Mai und Anfang Juni zeigen: beim Almauftrieb.
Kommentare