Wie stellt sich die Situation rund um das Thema Wolf in Kärnten dar?
Wir haben heuer so viele genetische Nachweise zum Wolf, wie noch nie zuvor. Ob auf der Gerlitzen, im Mölltal, im Lesachtal, im Gailtal, auf der Saualpe. Überall finden Sie den Wolf.
Wie lässt sich dieser Anstieg erklären?
Wenn ich das wüsste. Lassen wir die These weg, dass jemand Wölfe aussetzt und es den natürlichen Weg gibt, dann lautet die Erklärung, dass es an der Population in Italien und Südosteuropa liegt. Dort kommt es zu einer starken Reproduktion. Die jungen Wölfe müssen mit zwei Jahren weg und wandern. In Kärnten dürften drei Viertel der Wölfe ihre Ursprünge in Italien und ein Viertel am Balkan haben.
In Tirol gibt es Überlegungen, „Problemwölfe“, die besonders große Schäden anrichten, EU-rechtskonform abzuschießen, indem man Weideschutzgebiete, wo Herdenschutzmaßnahmen nicht greifen, als solche ausweist und die Entnahme des Wolfes dadurch legitimiert. Denkt auch Kärnten in diese Richtung?
Ja, wir entwickeln gerade einen Wolfsmanagementplan, der auf Kärnten zugeschnitten ist. Das Konzept steht schon, nun geht es um die einzelnen fachspezifischen Kapitel.
Wann soll der Plan fertig sein?
Am besten gestern. Wir haben Ende September ins Auge gefasst. Überlegungen gibt es viele. Was wir brauchen, sind Nägel mit Köpfen.
Aus Ihrer Sicht, ist der Wolf zum Problem geworden?
Aus der Sicht eines Almbauers ist er das. Wir sind in Gebieten unterwegs, in denen man nicht gerade zum Golfspielen hingeht. Ich habe letzte Woche ein gerissenes Schaf begutachtet, für das wir drei Stunden in eine Richtung gewandert sind. Für diese Bauern ist der Wolf ein Problem. Wie sollen sie ihre Tiere schützen? Dazu müsste man einen Hirten aufnehmen. Es gibt extreme Gebiete, wo man sich mit dem Herdenschutz schwertut. Ich bin kein Alminspektor, aber wenn jemand 270 Schafe hat, kann er sie gerade bei der Hitze nicht einfach im Stall lassen, weil ein Wolf umgeht.
Weg von den Fakten, hin zu den Emotionen, die der Wolf auslöst. Wie erleben Sie diese emotionale Debatte?
Es ist ein superemotionales Thema. Von einer Seite wird Herdenschutz gefordert, welche Kosten und welcher Arbeitsaufwand aber damit verbunden sind, steht auf einem anderen Blatt. Es ist aber auch für einen Landwirt emotional, wenn seine Schafe verletzt oder getötet werden. Das sind ja Lebewesen und keine Briefmarken, die man wo raufpickt. Von außen betrachtet, ist das alles leichter.
Wie geht es mit der Problematik rund um den Wolf weiter?
Problemwölfe werden wohl entnommen werden. Das Thema bleibt aber. Je früher ein großzügiger finanzieller Rahmen zur Entschädigung für die Betroffenen geschaffen wird, umso besser. Die Zukunft sieht wohl so aus: Der Wolf bleibt, gewisse Gebiete werden Herdenschutz einführen, gewisse Bauern ihren Betrieb aufgeben.
Würden Sie sich Sorgen um den Wolf machen, sollte der Abschuss kommen?
Es gibt genug Wölfe in Europa. Wir reden ja nicht von Pandabären. Da mache ich mir mehr Sorgen um die Singvögel. Was mir Sorgen bereitet, ist, was passiert, wenn wir ein Rudel haben, das bis in Siedlungsgebiete vordringt. Sollen die Bauern alles einzäunen?
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