Shitstorm gegen Retterin des Findelkindes

Das Baby wurde vor einer Woche in einer Mülltonne gefunden
Hasspostings und Verdächtigungen im Internet. Der Zustand des Babys ist stabil.

Einem Shitstorm in sozialen Netzwerken sieht sich jene Lebensretterin ausgesetzt, die vor einer Woche in Klagenfurt ein Neugeborenes in einer Mülltonne gefunden hat: Internet-Nutzer behaupten, dass sie selbst die Kindsmutter sei. Der Bub befindet sich indes weiter auf der Intensivstation des Klinikums Klagenfurt.

Retterin Marina Pajnik wollte ihn nun dort besuchen. "Es ist mein Herzenswunsch, den Buben noch einmal zu sehen. Bisher war es laut Auskunft der Ärzte nicht möglich, weil er intensivmedizinisch betreut wird", sagt die 22-Jährige. Ihr machen auch Hasspostings und Verdächtigungen auf Facebook zu schaffen. "Erst wurde ich auf meiner Seite als schlechte Mutter beschimpft. Ich habe plötzlich 650 Freundschaftsanfragen von Unbekannten, die ich aus Angst vor weiteren Attacken nicht annehme. Die Stellungnahmen auf meiner Seite kann ich löschen, aber in anderen Foren geht es ebenfalls rund", klagt Pajnik.

Shitstorm gegen Retterin des Findelkindes
Lebensretterin Marina Pajnik bei der Ehrung durch die Stadt Klagenfurt
Am Freitag wurde die Klagenfurterin von der Stadt für ihre Tat mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet. Etliche Politiker veröffentlichten auf ihren Facebook-Seiten Bilder mit der Geehrten. Auf den Konten von Vizebürgermeister Christian Scheider und Stadtrat Wolfgang Germ (beide FPÖ) nahm daraufhin der Shitstorm erst richtig Fahrt auf. "Darüber habe ich keine Kontrolle mehr. Die Anschuldigungen gehen so weit, dass ich mein eigenes Baby in die Tonne geworfen haben soll. Man fordert mich zu einem DNA-Test auf, um meine Unschuld zu beweisen", sagt Pajnik.

Germ hat den Beitrag komplett gelöscht. "Das nahm Ausmaße an, die nicht zu tolerieren sind", sagt er. Scheider will die beleidigenden Passagen entfernen: "Es ist abartig, was da läuft. Ich kenne diese Frau, habe ihr einst eine Wohnung besorgt."

Kein Verdacht

Laut Polizei bestünden auch keinerlei Verdachtsmomente gegen die Finderin des Babys. "Ermittlungen in diese Richtung gibt es nicht", sagt Sprecher Michael Masaniger.

Die Kinder- und Jugendhilfe des Landes fungiert indes als Obsorgeträger des Findelkindes, dessen Zustand das Spital weiter als "stabil" bezeichnet. "Sollte sich die Mutter nicht in den nächsten Tagen melden, wird das Baby nach der Entlassung aus der Klinik Pflegeeltern übergeben", teilt Christine Gaschler-Andreasch vom Sozialamt des Landes mit. 30 geeignete Bewerberpaare gebe es. Ein halbes Jahr müssen die Personen als Pflegeeltern fungieren – so lange haben die leiblichen Eltern Zeit, das Kind doch anzunehmen.

Kommentare