Sexuelle Übergriffe: Fast 80 Prozent der Täter sind Österreicher
Im Vorjahr hat es österreichweit 986 Verurteilungen wegen Vergehen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung (Paragraf 201- Paragraf 220b StGB) gegeben. Neben 963 Männern wurden von den heimischen Gerichten 23 Frauen schuldig erkannt.
Der Großteil der Sex-Täter - nämlich 79,3 Prozent - waren österreichische Staatsbürger, geht aus dem Tätigkeitsbericht der Strafjustiz für 2015 hervor.
Konkret besaßen 782 Verurteilte die österreichische Staatsbürgerschaft. 204 waren demgegenüber Ausländer. Von diesen stammten 89 (9 Prozent) aus dem EU-Raum, 32 (3,2 Prozent) aus dem ehemaligen Jugoslawien und 31 (3,1 Prozent) aus der Türkei.
Ebenfalls zurückgegangen sind Schuldsprüche wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen. Nach 114 bzw. 105 in den Jahren 2013 und 2014 verzeichnete man im Vorjahr 97 Verurteilungen wegen sexueller Übergriffe auf Kinder, die noch keine 14 Jahre alt waren.
Angestiegen sind demgegenüber die Verurteilungen wegen geschlechtlicher Nötigung, die sich von 34 im Jahr 2014 auf 51 erhöht haben. Deutlich mehr Urteile wurden wegen pornografischer Darstellungen Minderjähriger gefällt. Hier setzte es 2015 314 Schuldsprüche nach 244 im vorangegangenen Jahr.
Österreich hat 2015 "die größte Migrationskrise seit dem 2. Weltkrieg" erlebt. Das schreibt Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) in seinem Vorwort zum Sicherheitsbericht 2015, den er am Dienstag gemeinsam mit Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) im Ministerrat vorlegte. Alarmierend ist der Anstieg von Anzeigen mit rechtsextremem Hintergrund um 54,1 Prozent gegenüber 2014.
Laut Innenministerium ist die Zahl der Asylwerber im Vorjahr um 214,8 Prozent gegenüber 2014 gestiegen. In Absolutzahlen heißt das, dass 88.151 Menschen im Jahr 2015 in Österreich um Asyl angesucht haben. 2014 waren es 28.064 Menschen. Ähnliche Anstiege gab es bei der Grundversorgung: 2015 waren 77.609 Menschen in der Grundversorgung, 2014 waren 17.825. Laut Innenministerium wurden zwischen 1. September und 31. Dezember 2015 an Österreichs Grenzen 679.639 Fremde gezählt.
Bei der Gewaltkriminalität gab es laut Innenministerium einen leichten Anstieg von 40.184 Anzeigen im Jahr 2014 auf 40.333 im Vorjahr. Die Aufklärungsquote lag bei 83,5 Prozent. 61,5 Prozent der Fälle waren sogenannte Beziehungstaten, das heißt, es gab eine Verbindung zwischen Täter und Opfer. Die Zahl der angezeigten vorsätzlichen Tötungen stieg um 28 auf 135 oder 26,2 Prozent. 39 Taten wurden vollendet, bei 96 blieb es beim Versuch. Allerdings war die Zahl im Jahr 2014 historisch niedrig, wie betont wurde. Alle vollendeten und 93 der 96 versuchten Tötungen wurden geklärt.
Die angezeigten Angriffe gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung sanken leicht. Von 2.418 im Jahr 2014 gingen sie auf 2.376 im Jahr 2015 zurück. Außerdem wurden weniger Wohnraumeinbrüche und Kfz-Diebstähle angezeigt. In 40 Prozent der Einbrüche mussten die Täter übrigens aufgeben, bevor sie an ihr Ziel gelangten.
"Der islamische Extremismus und Terrorismus stellt unverändert das größte Gefährdungspotenzial für die liberal-demokratischen Gesellschaften dar", lautet es im Sicherheitsbericht. "Foreign Fighters" (ausländische Kämpfer) in den Kriegsgebieten des Nahen Ostens würden nach ihrer Rückkehr durch ihre Kampferfahrung und Vernetzung mit anderen Kriegsteilnehmern zu einer erhöhten terroristischen Gefährdungslage beitragen. Die Bedrohung insbesondere durch salafistisch-dschihadistische Täter habe sich in den letzten Jahren erhöht.
Sorge macht den Behörden der starke Anstieg von Tathandlungen mit rechtsextremen, fremdenfeindlichen oder rassistischen, islamophoben und antisemitischen Motiven. Wurden 2014 noch 750 derartige Handlungen registriert, gab es im Vorjahr 1.156, was einen Anstieg um 54,1 Prozent bedeutete. Zur Erläuterung: Eine Tathandlung kann mehrere Anzeigen wegen unterschiedlicher Delikte zur Folge haben. Die Anzeigen erfolgten gegen 912 Personen (2014: 559), darunter 90 Frauen und 92 Jugendliche. 953 der 1.691 Anzeigen mit rechtsextremistischem Hintergrund betrafen das Verbotsgesetz, ein Anstieg um 290 Anzeigen gegenüber 2014. Besonders hingewiesen wurde auf die Aktivitäten der "Identitären", die aber nicht namentlich genannt wurden sondern "eine der 'Neuen Rechten' zuordenbare Gruppierung".
186 Tathandlungen wurden Personen aus dem linksradikalen Spektrum zugeordnet, beinahe eine Halbierung gegenüber 2014 (371 Tathandlungen). Dazu gab es 312 Anzeigen gegenüber 545 Anzeigen im Jahr davor. Das Innenministerium wies im Sicherheitsbericht auf den Akademikerball 2015 hin, der 61 Festnahmen nach der Strafprozessordnung und dem Verwaltungsstrafgesetz zur Folge hatte sowie 40 Anzeigen nach dem Strafgesetzbuch.
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