Raubmord bei Einbruch: Bande zog durch Europa
Eine in der Vorwoche in Wien gefasste siebenköpfige Einbrecherbande hat laut Polizei neben einem Raubmord in Bayern eine Reihe von äußerst brutalen Überfällen auf Hausbesitzer in Nieder- und Oberösterreich sowie in der Schweiz auf dem Kerbholz. Die in verschiedenen Ländern mehrfach vorbestraften Rumänen unternahmen Raubzüge bis in die Beneluxstaaten, sagte Franz Polzer, Chef des LKA NÖ.
Die bedrohten, geschlagenen und malträtierten Opfer waren ältere Menschen, die den aggressiven Männern hilflos ausgeliefert waren, so Polzer bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in St. Pölten.
Zweitägiges Martyrium
Die Ermittler gehen davon aus, dass zumindest zwei bis drei weitere Mitglieder der Gruppe ausgeforscht werden - und auch davon, dass der Familienclan neben der laut Polizei mit Beweisen belegten Raubserie weitere Straftaten begangen hat. Vier der Festgenommenen gestanden die Straftaten - die brutale Vorgehensweise in Meiling bei Seefeld am 5. September bezeichnete ein Kriminalist aus Bayern als "beispiellos". Die Bevölkerung sei zutiefst beunruhigt gewesen und nach der raschen Festnahme der Verdächtigen dementsprechend erleichtert.
Mikl-Leitner: "Äußerst brutale Täter"
Den Vernehmungen bzw. Geständnissen zufolge hat die Serie der sogenannten Home-Invasions am 28. Juni in Alland (Bezirk Baden) begonnen. Vier teilmaskierte Männer stiegen durch ein Badezimmerfenster in ein Haus ein und misshandelten den Besitzer derart, dass der 72-Jährige Gesichtsfrakturen und Rippenbrüche erlitt.
Dann sperrten sie das Ehepaar im Schlafzimmer ein und flüchteten mit 2.000 Euro und minderwertigem Schmuck, schilderte Chefinspektor Josef Deutsch von der Raubgruppe des LKA NÖ. Die Ehefrau (48) sprang schließlich aus dem Fenster und holte Hilfe.
Nach dieser Tat waren die Verdächtigen laut Deutsch kurz in Rumänien, zu fünft traten sie dann am 26. August in Strengberg (Bezirk Amstetten) erneut in Aktion. Während einer aufpasste, drangen vier auf das Grundstück einer 72-Jährigen ein, bedrohten und schlugen sie mit Holzknüppeln und hielten ihr zeitweise Mund und Nase zu, wodurch sie zu ersticken drohte.
Wenige Tage darauf, am 31. August, folgte nach demselben Schema eine Home-Invasion in Reichersberg am Inn (Bezirk Ried/Innkreis). Die Opfer waren in diesem Fall eine 58-jährige, laut dem Raubermittler körperlich behinderte Frau und ihre 83-jährige Mutter. Sie wurden geschlagen, bedroht und eingesperrt - wiederum für minimale Beute. "30 Euro", sagte Deutsch.
Dann trafen sich die fünf Rumänen mit drei weiteren aus Frankreich und überfielen am 3. September eine 78-Jährige in Wila im Weiler im Schweizer Kanton Zürich. Die Pensionistin wurde mit einem Sessel niedergeschlagen, sexuell genötigt und es kam auch zu einem Vergewaltigungsversuch, ehe die Frau an Händen und Füßen gefesselt und mit dem Umbringen bedroht wurde. Mit einem dreistelligen Frankenbetrag und drei Goldmünzen zogen die Täter ab.
Bereits am folgenden Tag erfolgte der letzte Coup vor der Festnahme: Am Abend des 6. September wurde eine 87-Jährige in Gänserndorf ins Gesicht geschlagen, man hielt ihr eine Axt an den Hals, sperrte sie in den Keller und raubte eine geringe Summe Geld und zwei Goldketten. Der alten Dame gelang es, sich selbst zu befreien.
Zu diesem Zeitpunkt war die Fahndung bereits "sehr intensiv". Vor einem Lokal in Wien wurden die Verdächtigen gestellt und festgenommen - wobei "niemandem ein Haar gekrümmt" wurde, wie LKA-Chef Franz Polzer betonte.
Männer sind verwandt
Für diese Serie an Straftaten liegen zahlreiche Beweise vor, hieß es. Opfer hätten die Täter zudem teilweise identifiziert. Noch sind nicht alle erbeuteten Schmuckstücke ihren Besitzern zugeordnet und auch die Ermittlungen nicht abgeschlossen. Eine Vielzahl an Delikten werde nicht zu klären sein, verwies Polzer u.a. auf Einbrüche in Würstelstände entlang der Routen der Verdächtigen durch Europa. Eine Erklärung für die außergewöhnliche Brutalität und Aggression fand bei der Pressekonferenz niemand. Die Männer seien verwandt (zwei Brüder, Neffen, Onkel...) - im Alter von 21 bis 48. Landespolizeidirektor Franz Prucher hob die ausgezeichnete und grenzüberschreitende Teamarbeit der Ermittler hervor.
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