Scooter-Boom erfasst Landeshauptstädte: 800 Leih-Gefährte in Linz

Nach der Firma Tier im März ist in Linz nun bereits der vierte Anbieter am Start
Die Stadtregierungen suchen noch nach Strategien, um einem möglichen Wildwuchs an Leih-Rollern vorzubeugen.

Der schwedische Anbieter Voi hat am Mittwoch 150 E-Scooter in Linz aufgestellt. Aufgestockt werden soll erst, wenn jeder Leih-Roller mindestens drei bis vier Mal pro Tag gefahren wird. "Wir wollen die Städte ja nicht fluten", sagt Manager Claus Unterkircher zum Österreichstart des Unternehmens.

Der mögliche Wildwuchs ist es aber genau, den heimischen Städte am meisten fürchten. Wien dient als abschreckendes Beispiel. Im Herbst haben die ersten drei Start-ups elektrische Tretroller aufgestellt, die mit Handy-App gemietet werden können. Inzwischen sind drei weitere Anbieter am Markt. Die Zahl der Gefährte ist, wie berichtet, bereits auf über 6000 angewachsen.

Rasante Entwicklung

Und die Erfahrung zeigt: Sobald eine Stadt erschlossen wird, kann es rasant gehen. Am 1. März hat das Unternehmen Tier die ersten Scooter nach Linz gebracht, keine zwei Monate später ist Voi bereits der vierte Verleiher. "Ich schätze, dass wir bereits 800 Roller auf der Straße haben. Und der fünfte Anbieter steht in den Startlöchern", sagt der für Verkehr zuständige Vize-Bürgermeister Markus Hein (FPÖ).

Dabei hat Linz – gemessen an der Einwohnerzahl – bereits eine größere Roller-Dichte als Wien, wo nun über Limits diskutiert wird.

"Über Obergrenzen haben wir uns noch keine Gedanken gemacht", sagt Hein. Sehr wohl würde man sich aber bereits erkundigen, welche rechtlichen Möglichkeiten für Beschränkungen es bei Bedarf geben würde.

Bisher würden sich die Verleih-Firmen aber sehr kooperativ zeigen und der Vorgabe der Stadt, die Scooter bei öffentlichen Radabstellplätzen aufzustellen, Folge leisten. "Aber es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis es auch Beschwerden gibt", ist Hein überzeugt.

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In Wien waren es vor allem von den Benutzern wild auf Gehsteigen abgestellte oder liegen gelassene Roller, die für Ärger gesorgt haben. Die Anbieter wissen aber, dass solche Probleme ungewollte Reaktionen provozieren können.

"Wenn eine Stadt will, kann sie uns mit Regeln überhäufen“, sagt Daniel Fuchs-Bauer, Österreich-Sprecher von Tier, das in Linz und Wien aktiv ist. Darum sei auch die Grundvoraussetzung für die Expansion „eine grundsätzlich positive Einstellung der jeweiligen Stadt."

Zehn Regeln für Anbieter

Städte können mit ortspolizeilichen Verordnungen reagieren – aber erst wenn es zu Missständen gekommen ist. Innsbruck, wo bereits acht Anbieter Interesse angemeldet haben, hat zehn Regeln aufgestellt. Zu deren Einhaltung müssen Firmen sich "freiwillig" verpflichten, wenn sie nicht mit Gegenmaßnahmen rechnen wollen. Seither soll sich das Interesse der Start-ups in Grenzen halten.

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"Ohne Auflagen und einen Rahmenvertrag wird es nicht gehen", heißt es auch aus dem Büro von Elke Kahr, KPÖ-Verkehrsstadträtin von Graz. Fünf bis sechs Scooter-Verleiher würden bereits vor der Tür stehen. Bis Sommer sollen entsprechende Regeln ausgearbeitet werden.

Sechs Anfragen sind es in Salzburg, wo man ebenfalls keinen Wildwuchs will. "Der öffentliche Raum ist schon sehr überfrachtet. Aber ich gehe davon aus, dass es seine Lösung geben wird", sagt der scheidende Verkehrsstadtrat Johann Padutsch (Grüne).

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