Schwierige Aufklärung von Missbrauch in Tiroler Mädchenheim
Die zur Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe im mittlerweile geschlossenen Mädchenheim Martinsbühel in Zirl eingesetzte Kommission stößt bei der Aufarbeitung auf Probleme. Wie die „Tiroler Tageszeitung“ (Mittwoch-Ausgabe) berichtete, sollen sich die damals verantwortlichen Benediktinerinnen bei der Zusammenarbeit kaum kooperativ zeigen. Bisher wurden 253 Übergriffe - darunter sexuelle, seelische und physische Misshandlungen und Verwahrlosungen - dokumentiert.
Im zweiten Zwischenbericht zeigt die vom Land Tirol und der Diözese Innsbruck im Frühjahr 2019 eingesetzte Dreierkommission auf, dass die noch lebenden Ordensschwestern, die nun im Kloster Sarnen in der Schweiz leben, offenbar kaum an einer Aufarbeitung interessiert seien. Die Kommission bezeichnet die Zusammenarbeit als sehr schwierig.
Oberin bat um Entschuldigung
Als die Experten im November 2019 bekannt gaben, dass sie ihre Untersuchung auf alle nicht-öffentlichen/konfessionellen Heime ausweiten möchte, wurde ihnen von den Schwestern, die auch für das Erziehungsheim Scharnitz verantwortlich waren, volle Unterstützung zugesagt. Die Oberin des Frauenklosters Melchtal, in dem die Ordensschwestern vor ihrem Umzug ins Kloster Sarnen lebten, bat damals um Entschuldigung für die Vorfälle in den Heimen.
Außerdem habe die Kommission mit Problemen mit Akten zu kämpfen. Dokumentationen aus den 1950er-Jahren der Jugendwohlfahrt würden nämlich fehlen. Man erhoffte sich, daraus Schlüsse über die Verantwortung der Beamten bzw. der Politik ziehen zu können.
60 Personen befragt
Mittlerweile konnten rund 60 Personen, die sich in der Obhut Tiroler Heime nach 1945 befunden hatten, befragt werden. Im Fokus liegt jedoch das Mädchenheim Martinsbühel, in dem auch viele Kinder mit geistiger Behinderung untergebracht waren. Das Land richtete eine unabhängige Entschädigungskommission ein, nachdem seit 2010 immer mehr Vorwürfe bekannt geworden waren.
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