Schwere Unwetter: AUA-Maschine in Hagelsturm schwer beschädigt
Auf dem Weg von Palma de Mallorca nach Wien Schwechat ist ein Airbus der AUA Sonntagabend über der Steiermark in eine Hagelzelle geflogen. Die äußerste Schicht der Scheiben der Pilotenkabine wurden dabei regelrecht zertrümmert. Große Teile der Nase der Maschine gingen verloren.
"Das Flugzeug geriet im Anflug auf Wien in eine Gewitterzelle, die für die Cockpit Crew laut deren Aussage auf dem Wetterradar nicht ersichtlich war", erklärt AUA-Sprecherin Anita Kiefer. Aufgrund der Beschädigungen wurde der Notruf Mayday abgesetzt. Den Piloten ist es aber gelungen, den Airbus um 17.55 Uhr sicher in Wien zu landen.
An Bord haben sich 173 Passagiere - davon fünf Babys - befunden, die allesamt unverletzt geblieben sind. Die Piloten des Flugzeugs - eine Maschine des Typs Airbus A320 - hatten für die Landung trotz der Beschädigung der Cockpitscheiben ausreichend Sicht, versichert die AUA-Sprecherin.
Am Sonntag setzte sich teilweise fort, was am Samstag begonnen hatte. Da standen in ganz Österreich hunderte Einsatzkräfte aufgrund von schweren Unwettern im Dauereinsatz.
Bäche, die zu reißenden Strömen anschwellen. Autos, die von der Straße gespült werden. Und Menschen, die sich auf die Dächer ihrer Fahrzeuge retten. Es waren dramatische Szenen, die sich am Samstag in Deutschfeistritz und anderen steirischen Orten abgespielt haben. Klimaforscher warnen schon lange vor Szenarios, in denen kleine Gewässer durch große Wassermengen innerhalb kürzester Zeit rasant ansteigen. Anders als bei Flüssen, die erst mit Zeitverzögerung gefährlich anschwellen, sind Sturzfluten häufig die Folge.
Besonders fatal: Starkregenfronten nehmen durch den Klimawandel zu und sind in einer Dimension wie am Samstag kaum vorherzusagen. Auch wenn niemand verletzt wurde, sind die Schäden massiv. In Deutschfeistritz ist René Riepl einer der Betroffenen im Ort: „Es war furchtbar, so etwas haben wir hier noch nie erlebt. Hin und wieder ist der Bach angestiegen – aber so?“ Nun versuche man, aufzuräumen, schildert Riepl: „Gott sei Dank helfen hier alle zusammen.“ Der Übelbach, ein üblicherweise kleines Gerinne, sei kurzzeitig auf die Breite der Mur angewachsen.
Sorge vor noch mehr Regen
Nicht nur in der Steiermark, sondern in Gesamtösterreich ist die Nervosität vor weiteren Unwettern groß: Nach einer leichten Entspannung setzte der Regen am Sonntagabend in der Steiermark wieder ein. In Oberösterreich wurde der Hochwasserschutz aufgebaut. Besorgt zeigt man sich auch wegen eines steigenden Innpegels in Tirol sowie eines steigendes Bodenseepegels in Vorarlberg.
An der österreichisch-ungarischen Grenze hat sich im Großraum Großpetersdorf aus einer Superzelle im Südburgenland Sonntagabend gar ein Tornado gebildet.
In Sankt Aegyd am Neuwalde im niederösterreichischen Bezirk Lilienfeld ging Hagel nieder. Zuvor fielen bereits Hagelkörner in der Oststeiermark.
Wanderer ausgeflogen
Heftige Regenfälle haben am Sonntagnachmittag in Tirol einen Murenabgang oberhalb der Tiroler Straße (B171) in Zams (Bezirk Landeck) ausgelöst. Die Polizei sperrte die Straße für den gesamten Verkehr, eine Umleitung über die Autobahn wurde eingerichtet. Eine Wandergruppe wurde mit dem Hubschrauber ausgeflogen, berichtet der ORF.
In Tirol kam es gleich mehrfach zu Hangrutschungen. In Reith im Alpbachtal (Bezirk Kufstein) wurde etwa ein Pkw mit vier Insassen von einer Mure erfasst und leicht beschädigt.
Feuerwehrkommandant Andreas Reiter, seit Jahrzehnten bei der Feuerwehr, kann sich in Deutschfeistritz an keine vergleichbare Situation erinnern: „Die Ortsmitte von Deutschfeistritz war nur noch mit Booten erreichbar, wir haben an die 30 Menschen in Sicherheit gebracht.“
Durch die Regenfälle ging auf der Pyhrnautobahn (A9) bei Übelbach eine Mure ab. Diese Fahrbahn ist zumindest bis heute, Montag, gesperrt. Zudem wurden in der Steiermark mehrere EU-Wahllokale zerstört.
Zwischenzeitlich wurde Zivilschutzalarm ausgelöst. Aus der Ortschaft Übelbach mussten mehrere von der Umwelt abgeschnittene Personen ausgeflogen werden. In der Nacht auf Sonntag wurde die Bevölkerung gewarnt, sich von Ufern und aus Kellern fernzuhalten.
Bundesheer ausgerückt
Am Folgetag entspannte sich die Lage zwar, allerdings wurde das Ausmaß der Zerstörung erst richtig sichtbar. Feuerwehrautos und Bagger befreien nun Häuser und Straßen von Schlamm und Bäumen. Zudem ist das Bundesheer in der Steiermark im Assistenzeinsatz, um bei den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten zu helfen. Die Soldaten unterstützen mit einem Katastropheneinsatzzug und dem Bau einer Brücke in Feldbach.
„Die Menschen in den betroffenen Orten können versichert sein, dass unsere Soldaten gemeinsam mit den zivilen Einsatzkräften alles Mögliche tun werden, um ihnen so schnell wie möglich zu helfen“, erklärte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).
Mit dem heiß-schwülen Wetter in Österreich ist es fürs Erste vorbei. Der Wetterdienst Geosphere Austria prognostiziert diese Woche einen deutlichen Rückgang der Temperaturen mit Höchstwerten um die 20 Grad. Niederschläge und Gewitter werden weiterhin erwartet.
Am Montag sind im ganzen Land gewittrige Schauer möglich, wobei sich das Wetter im Laufe des Nachmittags beruhigen dürfte. Dichte Wolken prägen voraussichtlich auch den Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Die Sonne blinzelt an diesen Tagen nur vereinzelt durch, die Temperaturen dürften zwischen 13 und 20 Grad liegen, der Wind bläst teils lebhaft.
Etwas sommerlicher wird es schließlich am Freitag mit mehreren Sonnenstunden, schwachem Wind und bis zu 24 Grad.
Im Assistenzeinsatz ist das Heer auch im Burgenland, wo der Bezirk Oberwart am stärksten betroffen ist. Für den Bezirk galt der Katastrophenfall und für die Stadt selbst war eine Zivilschutzwarnung ausgelöst worden – beide Maßnahmen wurden wieder aufgehoben.
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) sagte rasche Hilfe durch den Katastrophenfonds des Landes zu, sollten Schäden nicht durch eine Versicherung gedeckt sein.
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