Schussfahrt in Richtung Olympia

Am 15. März beschließt der Grazer Gemeinderat die Bewerbung mit schwarz-blauer Mehrheit.

An Tempo ist das Vorhaben kaum zu überbieten: Zwischen Bekanntgabe des Plans am 23. Jänner und Entscheidung im Grazer Gemeinderat am 15. März liegen 52 Tage - die Disziplin Schussfahrt haben die Befürworter von "Olympia 2026" in der Steiermark schon gut drauf. Doch das Projekt ist umstritten, der KURIER fasst die wichtigsten Fragen zusammen.

Wer will Olympische Spiele überhaupt?

Bisher haben sich unter den Politikern nur die ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl ( Graz) und Jürgen Winter (Schladming) unverhohlen dafür ausgesprochen, der Plan stammt ja auch von ihnen. Ebenso dafür ist Nagls Partner in der Stadt, die FPÖ. In dem Windschatten meldeten sich weitere Ortschefs wohlwollend, weil sie hoffen, Austragungsstätten stellen zu können.

Wie viel kosten Bewerbung, Kandidatur und Durchführung?

Fix bekannt ist nur eine Summe: Nagl rechnet mit neun Millionen Euro für die Bewerbung, die im Herbst abgeschlossen sein muss. Die Kosten darüber hinaus sind selbst für Experten unkalkulierbar. 1,2 Milliarden Euro wurden für die abgeblasenen Spiele 2026 in Tirol kalkuliert. Da sind allerdings bloß Durchführungskosten für die Spiele: Was an Infrastruktur nötig ist, muss der Veranstaltungsort selbst aufbringen. Laut Studie der Uni Oxford waren noch jede Olympischen Winterspiele um 179 Prozent teurer als geplant.

Wer bezahlt das alles?

Für die Bewerbungskosten rechnen Graz und Schladming mit Hilfe vom Bund – immerhin gab es für Innsbruck 2026 eine Zusage über vier Millionen Euro. Und sollte es tatsächlich etwas werden mit der Kandidatur? Bis jetzt stehen die steirischen Städte allein mit den Kosten da. Die Landespolitik hat schon abgesagt, dafür sei kein Geld übrig.

Graz und Schladming propagieren "schlanke Spiele". Kann das klappen?

Theoretisch - ja. Bezieht man Gemeinden in anderen Bundesländern und sogar Bayern in Deutschland mit ein, könnten die Austragungsstätten reichen und den Anforderungen entsprechen. Das hieße, es wären keine Neubauten in dem Bereich nötig. Praktisch lässt sich aber jetzt noch nicht sagen, welche - teuren - Forderungen das Internationale Olympische Komitee aufstellt.

Wer würde von Olympischen Spielen profitieren?

Natürlich Hotellerie und Tourismus, Gastronomie und auch Baugewerbe für den Fall von Neu- und Ausbauten. Bei der ersten steirischen Bewerbung 1994 kalkulierten Studien ein Plus von bis zu 4000 Jobs, dazu kommen Werbewert und Image als Olympiastadt.

Weshalb gibt es keine Volksbefragung wie in Innsbruck im Vorjahr?

Weil die steirischen Spiele-Befürworter nichts davon halten. Außerdem begründen sie, dass der Zeitplan eng sei: Bis 31. März muss das Interesse an den Spielen offiziell eingereicht sein, das ist der sogenannte "letter of intent". Allerdings könnte die Stadt Graz nicht umhin kommen, dennoch eine Befragung durchzuführen: Die KPÖ sammelt Unterschriften dafür, 10.000 sind für eine Umsetzung nötig. 2000 hat die Partei bereits zusammen.

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