Knapp 750.000 Schüler drücken im Westen des Landes ab Montag die Schulbank – das erste Mal seit zwei Jahren wieder so wie früher: ohne Maske und ohne regelmäßige Tests, ganz nach dem Motto „Mit Corona leben lernen“. Das gilt auch für das Lehrpersonal. Denn die Bundesregelung, für die das Ministerium angesichts der Fallzahlen auch keinen Änderungsbedarf sieht, schreibt nicht mehr viel vor: Schulleiter können im Bedarfsfall für zwei Wochen Maskenpflicht und Antigentests vorschreiben, etwa wenn sich Infektionen häufen. Infizierte Schüler unter elf Jahren dürfen nicht in die Schule. Infizierte, aber symptomlose Lehrer dürften laut Bund jedoch mit FFP2-Maske sogar unterrichten. Allerdings: Vorschreiben kann das der Bund nur in den Bundesschulen. Der Pflichtschulbereich ist und bleibt Sache der Länder.
Vorarlberg, Tirol und die Steiermark belassen es bei der Bundesregelung, die anderen Bundesländer haben teilweise jedoch „Mini-Sonderwege“, wie die oberösterreichische Bildungsdirektion ihren beschreibt. So hat in Oberösterreich das Lehrpersonal an Volksschulen sowie an Sonderschulen während der Verkehrsbeschränkung keine Unterrichtsverpflichtung, die Arbeit solle auf Tätigkeiten ohne direkten Kontakt beschränkt werden. In Salzburg werden auf Corona positiv getestete Lehrer für fünf Tage vom Dienst freigestellt. Auch in Kärnten sollen Corona-positive Landeslehrer nicht unterrichten.
Das könnte bei steigenden Infektionszahlen jedoch ein Problem verschärfen, jenes des Lehrermangels. Zahlen, wie viele Lehrkräfte zu Schulbeginn noch fehlen, sind schwer zu bekommen. Noch immer werden Bewerbungsgespräche geführt, um offene Stellen zu besetzen, hieß es am Freitag von den Bildungsdirektionen.
„Es ist eng, wie in allen Bereichen, wir sind aber zuversichtlich, alle offenen Lehrpersonalstellen besetzen zu können“, so die Bildungsdirektion Steiermark. Auch in Salzburg ist man sich sicher, dass man am Montag in jeder Klasse eine Lehrperson hat. „Es sieht gut aus“, heißt es auch aus Kärnten. In Oberösterreich waren Mitte vergangener Woche noch zwölf Vollzeitstellen und 200 Teilzeitstellen unbesetzt. „Bewerbungen sind da“, so die Bildungsdirektion. Vorarlberg traf es am härtesten: Zwei Schulen können nicht öffnen. Die 27 betroffenen Schüler werden andere Schulen besuchen.
Daran, den Personalmangel langfristig in den Griff zu bekommen, arbeite das Bildungsministerium. Nachgeschärft soll bei den Ausbildungsmöglichkeiten werden; derzeit prüfen die Pädagogischen Hochschulen (PH) eine Umstellung des Lehramtsstudiums für die Primarstufe (Volksschule). Anstelle des derzeit achtsemestrigen Bachelorstudiums mit anschließendem zweisemestrigen Masterstudium könnte ein sechssemestriges Bachelor- bzw. viersemestriges Masterstudium treten.
„Wir sehen, dass der achtsemestrige Bachelor Studierende abschreckt“, sagt ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek. Außerdem soll es im Masterlevel mehr berufsbegleitende Angebote geben. Vor Herbst 2024 sei hier jedoch mit keiner Umsetzung zu rechnen. Kurzfristiger greifen soll eine Werbekampagne, die das Image des Lehrberufes aufpolieren soll.
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