Schnee: Berghütten schließen rund zwei Wochen früher als geplant
20 Zentimeter - so viel Neuschnee soll es am Dienstag laut Wetterprognosen auf den Berggipfeln des Tiroler Alpenhauptkamms und der Hohen Tauern geben. Ein Wintereinbruch, der vor allem den Hüttenwirten einen Strich durch die Rechnung des goldenen Wanderherbstes macht.
Denn während der Tourismus mit einer Verlängerung der Saison wirbt, sieht die Realität so aus: Immer mehr Berghütten schließen verfrüht ihr Pforten.
So auch die höchstgelegene Schutzhütte Österreichs: die Adlersruhe (3.454 Meter Seehöhe) im Schatten des Großglockners. Am vergangenen Sonntag ging der letzte Tag der heurigen Bergsaison über die Bühne. „Wir haben bereits jetzt 40 Zentimeter Neuschnee und in den kommenden Tagen und am Wochenende soll noch mehr kommen“, erzählt Hüttenwirt Toni Riepler im KURIER-Gespräch. Eine Woche früher als geplant wird darum geschlossen.
Ende der Hüttensaison zwei Wochen früher
Damit ist Riepler nicht alleine. Rund zwei Wochen früher als geplant, ist laut Österreichischen Alpenverein für viele heuer aufgrund der Witterung Schluss. „Normalerweise haben die meisten Hütten bis Mitte Oktober geöffnet. Am Wochenende würde sich vielleicht noch ein Betrieb auszahlen, aber unter der Woche ist einfach nichts mehr los. Kommt dann noch Schnee dazu, ist das ein Minusgeschäft“, erklärt Lukas Kremser, zuständiger Referent für Hütten beim Alpenverein.
Auch Hans Aschbacher, Hüttenwirt der Hagener Hütte am Mallnitzer Tauern an der Grenze zwischen Salzburg und Kärnten, hat heuer zwei Wochen früher als geplant geschlossen. „Wir kommen sonst mit den Fahrzeugen einfach nicht mehr von der Hütte ins Tal. Anfragen für Übernachtungen gibt es zwar noch genug, aber wir müssen ja auch gut eine Woche einplanen, um die Hütte winterdicht zu machen“, erzählt der Kärntner. Hinzu kommt die Hüttentechnik: Bei Kälte würden die Leitungen, wenn sich noch Wasser in ihnen befindet, einfrieren und es drohen enorme Schäden.
870 Hütten in Österreich
Rund 870 Berghütten gibt es in Österreich, 230 davon werden vom Österreichischen Alpenverein betrieben. Mit der auslaufenden Sommersaison sei man auf den ersten Blick zufrieden.
„Auch weil das Wanderwetter gut war“, erklärt Kremser. Dies bestätigt auch Adlersruhe-Wirt Riepler: „Wir hatten einen sehr guten Sommer. Der September war etwas überschaubar, aber sonst fällt die Bilanz gut aus.“
Wasserknappheit als Problem der Zukunft
Ein Problem, das die Hüttenbetreiber wie Pächter aber vor eine nachhaltige Herausforderung stellen wird, ist die vorherrschende Wasserknappheit im Hochgebirge. „Es hat heuer sehr wenig Niederschlag gegeben, hinzu kommt, dass die Gletscher zurückgehen, das ist vor allem für Hütten ein zunehmendes Problem für die Trinkwasserversorgung. Aber auch hinsichtlich der Stromerzeugung. Viele Hütten produzieren ja mit Kleinkraftwerken und Wasserkraft ihren eigenen Strom“, erzählt der Alpenvereins-Experte.
Duschen am Berg dürfte Luxus werden
So habe es heuer im September mancherorts das Problem gegeben, dass Hütten ihre Duschen wochenlang zusperren mussten, um zumindest die Trink- und Brauchwasserversorgung sicherstellen zu können.
Wie die Lösungen aussehen könnten? „Zusätzliche Quellfassungen finden, undichte Stellen abdichten und auf Fotovoltaik setzen“, sagt Kremser, und nach einer Pause: „Und die Wanderer werden sich wohl darauf einstellen müssen, dass es künftig einen Verzicht auf Luxus am Berg geben könnte und die Duschen eben nicht mehr vier Monate am Stück durchlaufen.“
Moderne Plumps-Klos als Trend
Ebenso gehe der Trend zu Trocken-WCs, statt zu Wasserklosetts am Berg. Wie man sich diese vorstellen kann? „Quasi wie moderne Plumpsklos“, erklärt Kremser.
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