Schauplatz war Wiener Neustadt, Bahnhof und Parkdeck. Ein Bekannter habe den Angeklagten in Wien angeredet, er müsse nach Wiener Neustadt, um mit jemandem zu reden, der ihn zuvor geschlagen und verletzt hätte: „Wir waren draußen, in Wien, im Fünfzehnten. Er hat gefragt, ob wir mitkommen.“
Und weil sie alle, zwei Russen, ein Syrer, ein Österreicher, gerade nichts zu tun hatten, nahmen die Burschen den Zug nach Wiener Neustadt. „Ausgemacht war, wir kämpfen nicht“, behauptet der Angeklagte. Dem pflichten alle anderen gegenüber der Richterin bei. Mit Wiener Neustadt hatten sie allesamt bislang nichts am Hut. Und auf der Fahrt in der S-Bahn redeten die Burschen offenbar kein Wort miteinander: „Wir waren alle am Handy.“ Allerdings dürfte sich ein Kontrahent am Weg nach Wiener Neustadt bei dem Bekannten gemeldet haben: Man wolle doch lieber kämpfen. In der Gruppe will das keiner mitbekommen haben.
In Wiener Neustadt dann die Überraschung: Etwa 30 Leute hätten am Bahnhof gewartet, die Szenerie verlegte sich rasch ins Parkdeck. Dort kam es zur ersten Auseinandersetzung. „Warum bist du so frech“, soll einer den Angeklagten gefragt haben. Seine Antwort: zwei Fäuste und ein Kniestoß. Die Szene sei eskaliert, die Gegner hätten auf ein Mitglied der Gruppen eingetreten. Mit einem Elektroschocker habe der 16-Jährige versucht, die Gegner fernzuhalten, ehe sie über ein Stiegenhaus die Flucht antraten.
Dort seien sie erneut attackiert worden, zwei Faustschläge habe der Hauptangeklagte einstecken müssen. Beim Rauslaufen sei ein Fahrzeug gekommen, von dort seien Schüsse aus einer Schreckschusspistole abgegeben worden. „Ich vermute, das waren Freunde von denen“, glaubt der Angeklagte. Der Prozess wurde zur Einvernahme weiterer Zeugen vertagt.
Der Vorfall selbst hat eine politische Debatte über die Notwendigkeit eines Polizei-Wachzimmers am Wiener Neustädter Bahnhof ausgelöst. JOSEF KLEINRATH
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