Tauernklinik für Vermischung mit Privatmedizin in der Kritik

SALZBURG: CORONAVIRUS - INTENSIVSTATION IN ZELL AM SEE VORLÄUFIG GESPERRT
Der Salzburger Landesrechnungshof zeigt strukturelle Probleme im Pinzgau auf.

Der Bericht des Landesrechnungshofes zum Tauernklinikum umfasst 200 Seiten und weist auf wesentliche Schwachstellen hin.

Die klaren Trennlinien zwischen öffentlich und privat würden in dem Verbund der Tauernkliniken GmbH mit öffentlichen Spitälern in Zell am See und Mittersill fehlen, heißt es.

Die Struktur ist komplex

Im Umfeld des Gemeinde-Krankenhauses Zell am See wurde eine komplexe Struktur geschaffen. 2003 erwarb die Zeller Stadtgemeinde die Privatklinik Ritzensee in Saalfelden: Es kam zu einem Angliederungsvertrag an die Tauernkliniken in Zell am See und Mittersill.

Dadurch war es möglich, eine begrenzte Anzahl von Kasse-Patienten auch dort unterzubringen. Ziel sei es gewesen, das öffentliche Spital dadurch zu entlasten. Es wurden aber wesentlich mehr Patienten in der Privatklinik versorgt.

Mehr Patienten in Privatklinik als im Vertrag

Man wich auch aus, wenn in den beiden öffentlichen Spitälern sehrwohl noch Kapazität vorhanden war, so die Kritik. Es soll sich um eine unzulässige Durchführung von rund hundert Operationen handeln. Der private Bereich sei so auch querfinanziert worden.

Ein angestellter Arzt operierte auf Honorarbasis. Bei Operationen durch Belegärzte wies der Rechnungshof auf Fragen der Haftung bei möglichen Behandlungsfehlern hin.

Das öffentliche Tauernklinikum habe wie eine Art „Personalleasingfirma“ gehandelt und Personal regelmäßig an die Privatklinik verliehen.

Weg vom Vollbetrieb in Mittersill

Der Rechnungshof kritisiert außerdem Leistungsreduktionen in Mittersill. Die interne Abteilung sei von einem Vollbetrieb zu einer Wochenklinik mit Öffnungszeiten umgewandelt worden.

Rechtsträger ist die Stadtgemeinde Zell am See, das Land habe kein Durchgriffsrecht, heißt es. Gegensteuern will man im Tauernklinikum mit einer Entflechtung der Bereiche und unter anderem auch mit einer zweiten Geschäftsführung, die mit Jahreswechsel die Arbeit aufnehmen wird.

Kritik von Seiten der Gesundheitskasse

Andreas Huss, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ortet „Praktiken, die das öffentliche Gesundheitssystem schädigen“.

Huss: „Die eiserne Regel in fast allen Gesundheitssystemen moderner Demokratien ist: Öffentlich ist öffentlich, privat ist privat. Der aktuelle Weg in Österreich führt zu unschönen Auswüchsen, die man im Sinne einer guten Versorgung nicht wollen kann.“

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