Salzburg: Kindergarten-Krise stresst die Stadt

Salzburg: Kindergarten-Krise stresst die Stadt
Der Kindergarten Griesgasse und eine Gruppe in Bolaring wird mit Herbst stillgelegt. Grund: Personalnot

Das Personal pfeift in vielen Kindergärten aus dem allerletzten Loch: Wenn gerade noch ausreichend Mitarbeiter zusammengekratzt werden können, bringen Ausfälle, seien es Krankenstände oder Kündigungen, das sensible Betreuungsgerüst schnell ins Wanken.

Pädagoginnen und Pädagogen, die Springerdienste verrichten, gibt es in der Stadt Salzburg aktuell nicht. 15 Stellen von insgesamt 380 sind unbesetzt. Es braucht Notmaßnahmen: Der Kindergarten Griesgasse mit zwei Gruppen und eine Gruppe in Bolaring werden nun zwar nicht geschlossen, aber stillgelegt. 19 Kinder müssen übersiedeln. Eltern flatterte dazu gerade erst ein Brief ins Haus. Für Ersatzplätze sei natürlich gesorgt, heißt es aus dem Büro des zuständigen Vizebürgermeisters Bernhard Auinger (SPÖ). Und die Sperre Griesgasse habe außerdem vielschichtige Gründe: Es gibt beispielsweise keinen Garten. Man könne dort dem Bewegungsdrang der Kinder nicht mehr entsprechen.

Eltern wählen Ersatz-Kindergarten

Die Eltern müssen sich jetzt für einen Ersatz entscheiden: Dazu gehört der Kindergarten Riedenburg mit derzeit vier Gruppen. Eva Stiegler-Obermoser gehört zu jenen Kindergarten-Leiterinnen, die aktuell durchschnaufen können: „Derzeit sind bei uns alle Stellen besetzt. Aber natürlich hatten auch wir heuer schon extreme Durststrecken.“ Pandemiebedingte Ausfälle brachten den Betrieb ans Limit. Stiegler-Obermoser betont aber: „Unsere Dienststelle beim Magistrat ist sehr bemüht.“ Eine Pädagogin und mehrere Kinder aus der Griesgasse werden in ihr Team wechseln. Entspannt hat sich mittlerweile auch die Lage im städtischen Kindergarten Aigen, der vor Ostern vorübergehend gesperrt werden musste.

Ausbildungsoffensive ist einziges Rezept?

Erklärungsversuche, warum die aktuelle Personalnot so groß ist, gibt es unterschiedliche. Fehlt es an Ausbildungsplätzen? Doch am Geld? Oder sind vielmehr die Rahmenbedingungen so unattraktiv? An der Schule für Elementarpädagogik in der Schwarzstraße (die Übersiedelung zum Borromäum dauert noch) werden aktuell 356 Schüler im regulären Betrieb bzw. im berufsbegleitenden Kolleg ausgebildet. Ab Herbst wird aufgestockt: „Dann haben wir drei Parallelklassen und auch ein Tageskolleg“, informiert Direktor Johannes Gruchmann-Bernau. Die Kritik, dass zu viele Schulabgänger nicht in den Kindergarten gehen, lässt er nicht gelten: „Wir haben eine Quote von bis zu 70 Prozent, die im Beruf bleibt.“ Von einer weiteren Öffnung des Kollegs für Interessenten ohne Matura hält er nichts.

„Die Arbeit im Kindergarten ist mehr als nur Babysitten“, machten die Pädagoginnen und Pädagogen schon mehrmals in Protesten auf sich aufmerksam. Auf dem Forderungskatalog der Berufsgruppe stehen sieben Punkte, allen voran ein angemessener Betreuungsschlüssel. Laut Wissenschaft sei ein Verhältnis von einem Pädagogen zu sieben Kindern optimal. Die Kinder sollen von Sprachförderung bis zu Bewegung individuell in ihren Talenten gefördert werden können. Derzeit ist ab 15 eine Unterstützung in der Gruppe (bis 25 Kinder) vorgesehen.

Obmann Nico Etschberger warnt davor, nur eine Ausbildungsoffensive als einziges Rezept gegen Personalmangel zu sehen, weil sich viele von dem Beruf wieder abwenden. Für die wichtigste Stellschraube hält er die Rahmenbedingungen. Doch wer daran dreht, braucht mehr Personal. Ein Dilemma.

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