Salzburg: Alpakas konnten Herde nicht beschützen

Eisl bei einem Kurier-Besuch im Sommer
Wolfsalarm bei den Schafen von Ex-Agrarlandesrat Sepp Eisl, der im Sommer ein Experiment mit Alpakas gestartet hatte.

Gerade schien die Welt der insgesamt 170 Schafe von Ex-ÖVP-Agrarlandesrat Sepp Eisl in Abersee noch in Ordnung zu sein. Es kam im Sommer zu keinen Verlusten. Auch der Abschied von der Alm – zuerst auf eine etwas tiefer gelegene Bergwiese und dann zurück ins Tal – ging reibungslos über die Bühne.

Seit einigen Wochen sind wieder alle Tiere zu Hause am Hof in Wolfgangseenähe. „Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass wir am Talboden noch ein Problem bekommen“, so Eisl zum KURIER.

In der Nacht auf Freitag kam es zu einem Angriff auf die Schafe in unmittelbarer Hofnähe: In der Früh fand die Familie Eisl insgesamt sechs tote Tiere. Sie lagen verstreut auf der Weide, in einer Hauseinfahrt und im Garten eines Nachbarn.

Wolf wütete in unmittelbarer Hofnähe

Alle waren in einem schlimmen Zustand, völlig zerbissen, überall tiefe Risse in Fell und Haut. Ein Schaf war schwer verletzt, musste erlöst werden. Ein weiteres wurde vom Tierarzt versorgt.

Der DNA-Beweis liegt noch nicht vor: Aber mit höchster Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine Wolfsattacke. Nachdenklich stimmt den Bauern, dass die Lage in Seenähe und durch die Bundesstraße als Trennlinie nicht unmittelbar am Wald angrenzend für den Wolf attraktiv genug war.

Es war die letzte Nacht im Freien

Besonders bitter: Es war für die Tiere die letzte Nacht im Freien. Auch drei Alpakas und drei Rinder waren bei den 52 Schafen dieser Herde.

Eisl hatte im Sommer ein Experiment mit natürlichem Herdenschutz gestartet. Vielversprechend: Die Alpakas stellen sich Angreifern spuckend und schreiend in den Weg. Verdutzte Wölfe würden dann von der Herde ablassen, sagen Befürworter.

Auch Angreifer wie Steinadler oder Hunde sollen bei von Alpakas geschützten Herden kein leichtes Spiel haben, heißt es. Abschrecken ließ sich der Wolf in Abersee diesmal ganz offensichtlich aber nicht.

"Alpakas zu sehr mit sich selbst beschäftigt"

Eisl über seine Beobachtungen: „Seit wir drei Alpakas in der Herde haben, sind sie mehr mit sich selbst und mit Rangkämpfen beschäftigt. Dann integrieren sie weniger.“

In Salzburg war die „Wolfssaison“ insgesamt deutlich ruhiger als in Kärnten oder Tirol. Es kam aber erst vor eine Woche zu einem Vorfall in Saalfelden (Pinzgau) mit zwei gerissenen Schafen. Um ein und denselben Wolf soll es sich dabei nicht handeln.

Drei Wölfe sind in Salzburg unterwegs

Insgesamt spricht vieles dafür, dass in Salzburg derzeit mindestens drei Wölfe aufhältig sind. Ein besenderter Wolf sei im Bereich Eben/Flachau unterwegs, heißt es. Im Herbst kommt es oft verstärkt zu Rissen, weil auch Jungwölfe von ihren Eltern das Jagen gelernt haben.

Salzburgs Wolfsbeauftragter Hubert Stock spricht von einer bedenklichen Entwicklung, weil sich der Angriff im Siedlungsgebiet ereignete.

„Ein deprimierender Tag. Man fragt sich, ob es nicht nur um Gefahr für die Tiere geht“, so Schafbauer Eisl. Auch in der Nachbarschaft sei der Wolfsriss nun Thema Nummer eins. Am Alpaka-Projekt will er trotzdem festhalten: "Wir geben nicht auf.“

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