Das Klimaticket, die durch die Corona-Pause gesteigerte Reiselust und die höheren Spritpreise für Autofahrer: All das hat einen Run auf die Schiene ausgelöst.
Die ÖBB sind durch den Ansturm ordentlich ins Trudeln und in die Kritik geraten. An starken Reisewochenenden mussten immer wieder Passagiere ohne Reservierung aus überfüllten Waggons komplementiert werden. Für Pfingsten sollen wieder Verstärkerzüge für Entlastung sorgen.
"Kein Zurücklassen am Bahnsteig"
Während die ÖBB ihre Passagiere bitten, Plätze zu reservieren und die Tagesrandzeiten zu vermeiden, geht die Westbahn in die Offensive. "Wir werden eine Mitfahrgarantie starten. Bei uns gibt es keine Zugräumungen und kein Zurücklassen von Kunden am Bahnsteig, weil der Zug zu voll ist", macht Geschäftsführer Thomas Posch Werbung in eigener Sache.
Er verspricht: "Wer ein gültiges Ticket hat, kann einsteigen." Die Garantie gilt ab sofort. Sollte trotzdem jemand keinen Platz ergattern, wird der doppelte Fahrpreis zurückerstattet.
Wie die ÖBB hat auch die Westbahn ein sogenanntes offenes System. Das heißt, wer ein Ticket kauft, kann dieses nicht nur zu einer bestimmten Uhrzeit nützen. Damit ist für den Anbieter unklar, wie viele Passagiere in einen einzelnen Zug drängen. Die ÖBB hat das dazu veranlasst, laut über eine Reservierungspflicht nachzudenken.
Warum die Westbahn, die zwischen Wien und Salzburg verkehrt und seit 1. April auch München anfährt, nun aber eine Mitfahrgarantie aussprechen kann, erklärt Posch so: "Unsere Züge sind so zugelassen, dass sie auch ohne Zugbegleiter fahren könnten."
Bei den ÖBB müssen Schaffner hingegen jederzeit zu sicherheitsrelevanten Bereichen gelangen können. Stehen zu viele Gäste in den Gängen, kommt es zu den Räumungen.
"So lange man bei uns Platz findet, darf man stehen", erklärt Posch den Hintergrund. Dass die Kunden die Fahrt im Stehen absolvieren, soll freilich nicht das Ziel sein. "Ab 12. Juni fahren wir mit doppelt so vielen Zügen", sagt der Westbahn-Geschäftsführer. Es werden also mehr Garnituren auf die Strecke geschickt, die dann im 30-Minuten- statt im Stunden-Takt unterwegs sind.
"Wir haben das Zugmaterial bereits und müssen uns nur um die Frage kümmern, wie oft es fährt", teilt Posch einen Seitenhieb auf "die Staatsbahnen" aus. ÖBB und Verkehrsministerium verweisen aufgrund des gesteigerten Passagieraufkommens und der damit verbundenen Probleme auf Milliarden, die in neues Zugmaterial investiert werden.
Verunsicherte Kunden
Die Westbahn habe hingegen seit Dezember "schrittweise Züge dazugegeben", sagt Posch, der durch die Aufregung über überfüllte Züge eine Verunsicherung bei den Bahnreisenden sieht. Wer wolle, dass im Sinne des Klimaschutzes mehr Menschen mit dem Zug fahren, "kann ihnen dann doch nicht Einschränkungen auferlegen."
Von einer Reservierungspflicht hält der Westbahn-Chef deshalb nichts. Er verweist vielmehr darauf, dass Klimaticket-Besitzer in den eigenen Zügen kostenlos Sitzplätze buchen könnten.
Dass die Westbahn es leichter habe, flexibel auf die Nachfrage zu reagieren, weil sie im Gegensatz zur ÖBB nur eine Strecke bedienen muss, lässt Posch nicht gelten: "Wir würden gerne auch auf anderen Strecken fahren, aber nicht parallel zum subventionierten Verkehr."
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